Beiträge von moyashi im Thema „Zuletzt gesehener Anime“

    Kimi no na wa.


    Im Nachhinein betrachtet war es wohl ganz gut, so lange zu warten und den Hype erst mal verfliegen zu lassen. Der Film ist handwerklich gut gemacht, man hat Spaß beim Zusehen und die Zeit vergeht wie im Flug. Das Charakterdesign vom Ano Natsu de Matteru-Typen passt wunderbar und gibt dem Film eine frische Note. Besonders gefallen hat mir der kleine Twist am Ende, wo Shinkai sich gewissermaßen selbst referenziert bzw. fast schon parodiert: Für einen Moment denkt man, die beiden würden sich 5-zentimeter-mäßig "verpassen", aber dann finden sie doch zusammen.
    Die Handlung allerdings ist, vor allem zum Ende hin, etwas dünn. Das "Belanglose" hat mich dabei gar nicht mal so sehr gestört. Klar, die Geschichte hätte mit einem anderen Setting anspruchsvoller sein können - aber der Film will vordergründig ein Feel-Good-Streifen für die ganze Familie sein (und macht sich als solcher ziemlich gut), da ist die Verortung im Alltäglichen nicht verwunderlich. Aber von den Figuren hätte ich mir schon etwas mehr Tiefe erhofft. Zum Beispiel ist ein bisschen Shinto-Esoterik nie verkehrt, aber das permanent-eindimensionale Traditionsgeblubber der Oma ließ einen schon mit den Augen rollen ("diese Bänder sind Musubi, Flüsse sind Musubi, Bäume sind Musubi, Essen ist Musubi, Teebeutel sind Musubi, die Klospülung ist Musubi..."). Außerdem wurde die Entwicklung der Hauptfiguren von "Personen, die zufällig den Körper miteinander tauschen" hin zu " Liebespaar" nicht ausreichend gezeigt bzw. weitgehend übersprungen, sodass die Romantik-Nummer gegen Ende nicht so richtig zünden wollte. Es ist klar, dass die beiden "Seelenverwandte"/"Schicksalspartner" sein sollen, aber wie heißt es so schön: show, don't tell.
    Kurzweilig und unanstrengend, aber im Großen und Ganzen relativ flach. Hat den Platz vor Chihiros Reise mMn nicht verdient. Aber man kann gut nachvollziehen, wieso er so erfolgreich geworden ist.


    7/10


    Yoru wa mijikashi arukeyo otome


    Leider eine Enttäuschung. Beinahe jede zweite Szene wirkte so, als hätte das Budget nicht gereicht und/oder als hätten die Animatoren zu wenig Zeit zum Animieren gehabt. Ruckelnde Bewegungen, viele Standbilder, (zu) simple Szenenkompositionen ... das chaotische und überschwänglich-fröhliche Feeling, das in vielen Szenen vermittelt werden sollte, kam nicht überzeugend genug zum Ausdruck. Man saß da und dachte sich "joa, das sollte mich jetzt mitnehmen ... wirkt aber einfach nur aufgesetzt". Eigentlich mag ich Yuasas Stil, aber hier konnte er nicht überzeugen und war vielleicht sogar eher ein Hindernis. Kein Vergleich zu Tatami Galaxy, wo mir die Umsetzung außerordentlich gut gefallen hat. Die Story ist auch in der Vorlage eher so naja, aber durch das abgehackte und schnelle Abhandeln der einzelnen Plot-Stationen hat sie hier zusätzlich noch an Charme eingebüßt.


    3/10


    Kani Koe no Katachi


    Ich hätte nichts gegen eine trockenere Version des Films gehabt, inklusive eines Protagonisten mit weniger übertriebenen Selbstzweifeln, einer nicht ganz so auf Konflikt gebürsteten Ueno und einer Shoko mit 50% weniger Blob-Anteil. In den Grundzügen hat der Film sein Thema nämlich eigentlich sehr gut behandelt. Aber naja, man bekommt halt viel Melodrama aufgetischt. Glücklicherweise hat der Film aber zu keinem Zeitpunkt eindeutig die Lächerlichkeitsgrenze überschritten, auch wenn er an einigen Stellen gefährlich nah dran war. Lag vielleicht daran, dass ich tatsächlich mit mehr und schlimmerem Schmalz gerechnet hatte, als ich letztendlich zu sehen bekam. Oder an der visuellen Präsentation. Die war natürlich - wie sollte es auch anders sein - top notch. Die Figuren und alles, was dazugehört (Gebärdensprache!) waren so liebevoll animiert, dass sie einem trotz des gefühlsduseligen Scripts gar nicht so richtig unsympathisch werden konnten.
    In der Gesamtwertung spielt der Film bei mir in der selben Liga wie Kimi no na wa (und teilt viele Kritikpunkte mit ihm), hat mir aber ein bisschen besser gefallen.


    7.5/10