Die ideale Anime-Adaptionen einer Vorlage

  • Angeregt durch die Diskussion im Season-Thread zur Wintersaison (zu Grancrest-Senki) die sich zu ner allgemeinen Diskussion über Adaptionen und Vorlage entwickelte hierfür ein gesonderter Thread.
    (Los ging das dort ab hier - bis runter: Eindrücke der Wintersaison 2017/18 / Post #147)


    Für mich selber ist "Animation" - also dass möglichst viel Bewegung drin ist - nicht sooo wichtig. Die Farbe (im Vergleich zum schwarz-weiß beim Manga) bzw. Bilder überhaupt im Vergleich zu eher mehr Text bei Novels - das ist schon ein toller Vorteil. Das Chardesign sollte hier auch stimmen und nicht zu hässlilch sein (also nicht hässlicher als in der Vorlage, idealerweise auch originalgetreu übernommen).


    Sprecher und Musik tragen hier gut zur Atmosphäre bei. Da sollte die Auswahl gut sein. Und die Musik geschickt genutzt - um beim Pacing bei Übergängen auch gut mitzuwirken. (Nich einfach ein Musikstück abspielen und wild die Szenen wechseln. Mal lauter werden, leider.)


    Das alles eher allgemein.



    Wichtigster Punkt ist halt das Pacing an sich. Das muss stimmen. Und hier geht nicht immer 1:1 die Umsetzung. Langatmige Dialoge können mich schnell langweilen. Vor allem wenn eben der Rest nicht so spitze ist (Musik, etc. - bei guter Musik hört man länger gern zu auch bei langen Dialogen). Wenn man Charaktere richtig macht - und rüberbringt - und die Vorlage auch was hergibt ... dann kann man bestimmte Gefühlslagen, etc. auch vermitteln mit Musik, Gesichtsausdruck und Intonation des Sprechers. Kann eventuell dann zum Beispiel nen inneren Monolog sparen.


    Ich hab jetzt von MAPPA einige Originalwerke gesehn bzw. die basierten auf Games (Shingeki no Bahamut) oder ner Franchise die wohl schon Realserien hatte (Garo) - aber für den Anime nen eigenen Plot hatten. Also Originalwerke. Das Studio kann gut mit Musik umgehen und Humor und ernste Szenen verbinden. Vor allem die emotionalen Szenen. Verschiedene "Feelings" die man als Zuschauer so empfindet. Denen würd ich zum Beispiel - wenn keine Vorgaben von externen Geldgebern und völlige Freiheit besteht - zutrauen sehr geile Adaptionen zu machen. (Müsste mal gucken ob und was das Studio so hat an Sachen die es adaptiert hat.)


    Regisseur ist da vermutlich ausschlaggebend und derjenige der aus der Vorlage ein Drehbuch für den Anime baut.



    Das zeichnet meiner Meinung nach ne gute Adaption aus. Wenn sie weiß wo sie mal schneller werden muss und wo mal langsamer - also nich 1:1 vom Tempo. Idealerweise aber auch schon ohne große Lücken. Dass man vielleicht mal Nebenkram streichen kann - das mag auch okay sein. Kommt dann halt immer entscheidend darauf an wie relevant es ist und wie das am Ende auf jemanden wirkt, der die Vorlage nicht kennt. Sonst wird die Umsetzung - wenn mans schlecht macht - bestenfalls nur noch für Fans der Vorlage interessant. (Leider soll es ja oft Werbung nur sein für die Vorlage.)



    Kritischer Punkt, den @Estzero1 im andern Thread schon ansprach: Wenn Sachen dazugedichtet werden. Eventuell auch wenn was umgestellt wird von der Reihenfolge. Umstellen find ich kein Problem. Wenns passt und besserem Pacing dient (vielleicht langsame Dialoge durch Action auflockern in dem man was mischt). Gerade bei Rückblenden/Vorausblicken kann das sicher mal zeitlich bissl umgeschoben werden. Sachen die der Anime dazudichtet: Wenn der Original-Autor beteiligt war sicher auch kein Problem.


    Aber wenns nix Bedeutsames/Sinnentstellendes ist, dann darf meiner Meinung nach auch ohne Beteiligung des Originalautors der Anime Sachen dazubauen. Vielleicht kompensiert man irgendwie nen langen Zwischenstück an Dialog durch ne einfachere Szene die es so nicht gab. Es muss halt geguckt werden, was das bewirkte. Und dass es am Ende ne ähnliche Wirkung hat und man als Animegucker ohne die Vorlage zu kennen die Charaktere ähnlich bewertet. Wenn irgendwie ein böser Char durch viele Streichungen im Anime zu inhuman rüberkam aber da noch "Beiszenen" hatte in denen er nett war - aber die zu ausführlich wären, aber man da trotzdem was bringen will, dann wäre auch ne originale Szene okay. Sofern die eben nur dazu dient den Char zu unterstreichen/herauszuarbeiten. Das sollte natürlich nicht den Plot verändern.



    Und: Ne gute - aber unvollständige Umsetzung - ist immer besser als ne schlechte (z. Beispiel weil gehetzt) aber komplette Umsetzung. Idealerweise lassen sich lang laufende Vorlagen ja an bestimmten Punkten (wenn größere Arcs enden z. Beispiel) ja passend beenden in ner Adaption, wenn man nich komplett umsetzen will.

    • Offizieller Beitrag

    Die besten Adaptionen sind die mit eigener Vision, z. B. Aku no Hana oder Tatami Galaxy, wobei ich bei letzterem das Originalwerk nicht kenne. Beide sind in ihrem Aufbau und Stil sehr gut an das Medium angepasst. Seien es die atmosphärischen Pausen oder die Soundkulisse in Aku no Hana oder der fantastische episodische Aufbau in Tatami Galaxy. Die Werke orientieren sich nicht so streng an die Vorlage (bei Tatami Galaxy vermute ich das, erinnere mich aber auch es so gelesen zu haben) und die Regisseure wissen, was das Medium Anime kann. Und dadurch, dass sie sich auch außerhalb der Grenzen der Vorlage bewegen, ähnelt es in seiner Vision schon mehr einem Originalwerk und der Regisseur verkörpert eine eigene Vision der Vorlage, so wie der Originalautor seine VIsion hatte, als er anfing die Geschichte zu schreiben/zeichnen. Das stellt die Macher des Anime so ein bisschen auf die gleiche Ebene wie die des Originalverfassers.


    Wenn Änderungen am Originalwerk vorgenommen werden, muss der Autor nicht die Änderungen genau bestimmen; das halte ich für Unfug. Es ist natürlich sinnvoll, wenn man auch die Vision des Originalautors einhalten möchte und Änderungen nicht im Widerspruch zu späteren Schlüsselmomenten stehen sollen, aber wenn man aus der Vorlage seine eigenen Ideen bezieht und diese einfach geradewegs umsetzt, sehe ich eine Involvierung als nicht nötig an. Und nein, einfach ein alternatives Ende erzwingen, weil die Vorlage nicht mehr hergibt, ist nicht das, wovon ich spreche. Das Pseudo-Axed-Ending merkt man solchen Anime in vielen Fällen ja an und das ist nicht gut.