Wie bewertet ihr Anime?

  • Story, Charaktere, Animationsqualität, Musik,... Spielt doch alles irgendwie in den Unterhaltungswert einer Serie mit rein - nur halt je nach Person unterschiedlich gewichtet.
    Mir persönklich ist die Musik relativ wumpe solange sie nicht extrem negativ auffällt. Ausnahmen bestätigen die Regel: Hibike Euphonium hätte bei mir wahrscheinlich ohne den tollen Soundtrack keine 90er Wertung eingefahren.
    OP und ED wird bei mir in 9 von zehn Fällen sowieso geskipped. In der letzten Saison gab es zum Beispiel nur zwei, die ich regelmäßig durchgeschaut habe: Das OP von Tadakoi und das ED von Last Period. In meine Bewertung der Serie selbst fließt das aber kaum bis gar nicht ein.
    Animationsqualität ist mit auch eher weniger wichtig. Nur wenn eine Serie auffällige Qualitätsschwankungen hat oder zum Großteil aus Standbildern besteht - wie zum Beispiel die letzte Season von Highschool DxD, dann lenkt das von der (in dem Fall ohnehin schwachen) Handlung ab und wird enrtsprechend berücksichtigt.
    Wichtigste Kriterien sind bei mir also Charaktere und Story - wobei ich bei einem Comedyanime durchaus auch die Gags als "Story" ansehe. Abwertungen gibts da bei mir für offensichtliche Plotholes (Mayoiga, Now and Then Here and There, FRANXX, Galilei Donna), Deus ex Machina Plottwists, sinnlose Tode um des Dramas Willen (Gurren Lagann, Blue Drop) und ähnliches.
    Um das Beispiel K-On aufzugreifen: Die Charaktere sind da nicht wirklich einzigartig, und die Story ist beileibe nicht "deep" aber sie erzählt trotzdem sehr schöne, unterhaltsame Geschichten was bei mir noch zu 65% gereicht hat.
    Positiven Ausschlag gibt sowas wie Originalität (z.B. Baccano, Youyo Senki) oder wenn eine Serie trotz hoher Komplexität trotzdem (fast) ohen Plotholes durchkommt (Steins Gate)
    Das alles sind aber wie gesagt bei mir nur grobe Richtlinien, über die ich mir im einzelnen nicht bei jeder Serie Gedanken mache sondern nur, wenn ich zwischen zwei Kategorien schwanke.

  • @moyashi
    K-On ist zwar episodisch, aber die einzelnen Folgen haben eine ganz normale Handlung. Es gibt meistens einen Konflikt (ich meine damit nicht dramatische Ereignisse), um den sich die Episode dreht und die Figuren handeln von Anfang bis Ende durch ihre Worte und Taten. Man muss den Inhalt der Folgen nicht mögen, aber das ist ja nur eine subjektive Einschätzung. Neutral gesehen sind solche Serien nicht besser oder schlechter als andere. Ich finde auch nicht, dass thematisch anders gelagerte Serien unbedingt gehaltvoller oder "handwerklich besser" sind. Wann ist denn Cute Girls Doing Cute Things z. B. handwerklich gut? Wenn es seinen Zweck erfüllt, die Zuschauer also vor lauter Moe verzückt sind.


    Zitat

    Das sind dann halt Sachen wo man sagt "handwerlich gut aufgebaut und/oder komplexe, mehrschichtige, eventuell anspruchsvolle Handlung, aber zumindest in meinem aktuellen Gemütszustand fucken mich die Charaktere einfach nur ab"

    Also würdest du den Anspruch einer Handlung von ihrem Unterhaltungswert trennen? (mal außer Acht gelassen, dass Anspruch auch sehr relativ ist). Du bewertest den Anime doch eigentlich für dich und wenn er dich nicht unterhält, dann unterhält er dich nicht. Ich hab früher auch so bewertet, als ob es eine objektive Qualität gäbe, aber jetzt finde ich das ziemlich paradox. Eine Harem-Romcom ist nicht inhaltlich schlechter als Evangelion, es sei denn, ich seh es tatsächlich so.

  • Bezüglich K-On: Genau das meinte ich ja. Ich sage (mittlerweile) nicht (mehr), dass die Serie an sich besser oder schlechter als eine beliebige andere ist. "Handwerklich besser" hat nichts oder nur wenig mit dem Inhalt zu tun, sondern eben mit dem Handwerk, wie es das Wort schon sagt. Das heißt: Animationsqualität, Charakterdesign, Sounddesign, Qualität der Dialoge und des Drehbuchs generell etc. Und wie du schon sagst kann natürlich eine Cute Girl-Serie handwerklich gut sein, wenn diese Elemente gut zusammenwirken und den Anime am Ende besonders niedlich machen.


    Auch wenn bei mir mittlerweile der reine Unterhaltungswert ein weitaus größerer Faktor ist als früher, finde ich es doch immer noch etwas befremdlich, sich auf ihn als alleinige Bewertungsbasis zurückzuziehen. Wenn man im Vergleich z.B. ein aufwändig gemaltes Kunstwerk betrachtet, kann (und meiner Meinung nach sollte) man auch den Aufwand bzw. das darin steckende Handwerk anerkennen und wertschätzen, auch wenn einen der Gegenstand des Gemäldes einfach nur anödet oder sogar abstößt. Das bedeutet nicht, dass aufwendig gemaltere Gemälde automatisch die besseren Gemälde sind, hat also auch nichts mit der objektiven Qualität des Gemäldes zu tun. Es geht nur darum, zu sagen: "OK, das hier ist nicht so meins, aber der Künstler hat sich dabei was gedacht und ich meine, dass das auch gut rüberkommt. Dafür zumindest gibt es einen Daumen nach oben." (Trifft also auch zu, wenn der Aufwand nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, wie bei einem hyperrealistischen Portrait.) Im Zweifel würde ich also eine Cute Girl-Serie oder eine Harem-Romcom besser bewerten als einen plotreichen Dystopie-Thriller, weil sie mir besser gefallen haben. Den komplexen und durchdachten Plot des letzteren würde ich aber in der abschließenden Kritik trotzdem als etwas Positives herausstellen, auch wenn er für mich rein persönlich nicht viel gebracht hätte.

  • Letztendlich bewertet man aber auch das Handwerk auf Basis subjektiver Kriterien. Ich finde nicht, dass sich das groß vom Bewerten des Unterhaltungswerts unterscheidet (außerdem ist der Unterhaltungswert ja nur ein umbrella term, der kann alles sein, auch das Handwerk).


    Jeder kann sagen, ob sich im Anime viel bewegt oder ob sich kaum was bewegt, aber nicht jeder wird sagen "Je mehr Animation, desto besser". Jemand, der auf Animation keinen Wert legt, wird die "gute" Animation wohl mit einem Achselzucken quittieren, anstatt sie zu loben. Und über die anderen Kategorien aus deiner Aufzählung kann man herrlich streiten. Was ist denn gutes Charakter-Design oder guter Sound? Man kann zwar Figuren anatomisch komisch zeichnen (kann auch der Stil sein) und Instrumente falsch spielen, doch wie viele können das bewerten und wer sagt, dass sie recht haben? Die Bewertungen der Musik auf aS, die ich kenne, bewerten z. B. immer nur, wie gut der Kommentierende die Musik fand. Bei der Qualität von Dialogen und Handlung ist es genauso, über die streiten wir uns hier ja ständig.


    Zitat

    Im Zweifel würde ich also eine Cute Girl-Serie oder eine Harem-Romcom besser bewerten als einen plotreichen Dystopie-Thriller, weil sie mir besser gefallen haben. Den komplexen und durchdachten Plot des letzteren würde ich aber in der abschließenden Kritik trotzdem als etwas Positives herausstellen, auch wenn er für mich rein persönlich nicht viel gebracht hätte.

    Das beeinflusst sich ja gegenseitig. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich schon mal einen Anime schlecht fand, gleichzeitig aber sage, dass die Handlung gut und durchdacht ist. Oft aus einem naheliegenden Grund: Ich kenne die Handlung gar nicht, weil ich den Anime nach einer Episode abgebrochen hab. Außerdem würde ich mich bei einem Anime, den ich schlecht finde, auf das Schlechte konzentrieren, alles andere ist nicht erwähnenswert, schließlich ist so ein Kommentar kein Feedback für das Team hinter dem Anime.

  • Den komplexen und durchdachten Plot des letzteren würde ich aber in der abschließenden Kritik trotzdem als etwas Positives herausstellen, auch wenn er für mich rein persönlich nicht viel gebracht hätte.

    Luthan erwähnte solche Bonuspunkte schon, bei denen zumindest der Aufwand belohnt wird. Trotzdem bleibt es falsch. So wie ein "einfacherer" Anime nicht simpler bewertet gehört, sollte auch ein aufwendiger nicht automatisch besser dastehen. Schon allein weil es dazu verleitet durch entsprechende Inhalte für eine vermeintliche Tiefe zu sorgen, vor allem aber, weil simpel oder aufwendig keine Qualitätsmerkmale sind. Ich kann auch eine total versalzene Schwarzwälder Kirschtorte backen, die bloß der Torte wegen niemand als gut bezeichnen würde.


    Außerdem würde ich mich bei einem Anime, den ich schlecht finde, auf das Schlechte konzentrieren, alles andere ist nicht erwähnenswert, schließlich ist so ein Kommentar kein Feedback für das Team hinter dem Anime.

    Du klingst wie ein Opa, welcher über alles klagt was nicht in sein Weltbild passt. ^^
    Ich sehe nun kein Problem darin etwas wertzuschätzen was einen selbst nicht begeistert oder langweilt. Man muss z.B. keine Romanzen mögen, kann aber trotzdem anerkennen, dass sich in dem Genre genügend Perlen finden lassen. Den richtigen Zugang zu finden, dürfte für einen Außenstehenden deutlich schwieriger fallen.

  • Nach Gefühl.


    Hab so ein paar Ankerpunkte a la Höchstwertung (5 Sterne), Durchschnitt (3 Sterne) und Garbage (1 Stern). Da teile ich alles was ich schaue rin ein und mach ggf. von diesen Ankerpunkten ausgehend noch ne Abweichung nach oben bzw unten mit dran. Ist allerdings recht selten, dass ich ne schlimmere Bewertung als Garbage vergebe, weil ich dazu erstmal lang genug dranbleiben müsste - nachdem ich der Meinung war, dass der Anime Garbage ist - um zur Erkenntnis zu kommen, dass er sogar noch schlimmer ist. Ist mir das letzte mal 2015 mit Cross Ange passiert.


    Abweichungen von Höchstwertung nach unten kann passieren, wenn mir irgendwas auffällt, was missfällt. Abweichungen von Garbage nach oben passieren auch selten - aus dem gleichen Grund wie sie nach unten selten passieren. Kommt aber doch häufiger vor, zuletzt vor ein paar Wochen, als ich Ninja Batman sah. Da gibts dann irgendwas, was doch nicht komplett schlecht ist. Vier und zwei Sterne kommen bei nem ausgewogenem Verhältnis zwischen den jeweiligen Ankern zustande.


    Letztendlich ists aber trotzdem nur nach Gefühl.