• Neulich hatte ich ein Gespräch mit einem Kollegen und dann kam die Frage auf: Kannst du spontan ein Gedicht aufsagen? Als alter Kulturbanause mit einem Gedächtnis eines Zwerghamsters konnte ich das leider nicht.
    Das hat mich aber doch geärgert und daraufhin habe ich in etlichen "Herbstgedichten" gestöbert - was durchaus faszinierend war.


    Das lässt mich aber auch zu meiner Frage kommen: Habt ihr Gedichte in eurem Repertoire? Würdet ihr sowas gerne können - zu unterschiedlichen Situationen einen kleinen Reim, ein paar Verse, etwas Lyrisches von sich zu geben? Warum macht man sowas? Und wenn ja, was ist euer Lieblingsgedicht? Schreibt ihr selbst Gedichte? Lest ihr gerne Gedichte und habt ihr Poeten, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind bzw. bleiben? Oder habt ihr es schon in der Schule gehasst, Gedichte auswendig lernen zu müssen?


    Wie steht ihr zu dem Thema?

  • Ich habe zu Schulzeiten vielleicht mal aus freien Stücken etwas Gedicht-ähnliches geschrieben. Ich mochte es allerdings noch nie so gerne, wenn es sich "hart" reimt. Entweder der Reim erfolgt in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen oder in jeder zweiten. Letzteres ist für mich die etwas angenehmere Variante. Ich selbst erinnere mich nun spontan nur noch daran, dass wir in der Grundschule (?) "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" gelernt haben. Dies fiel mir damals sehr leicht, weil ich zu dem Zeitpunkt ein Lied mit diesem Text kannte. Als Kind fand ich das toll und um etwas Kultur aufrecht zu erhalten finde ich auch die Idee nicht schlecht, dass man manche Gedichte auswendig lernt. Ich finde es aber auch nicht schlimm, wenn man ab einem gewissen Alter diese Gedichte nicht mehr aufsagen kann. Wenn man reimen möchte, fällt einem bestimmt etwas ein. Es muss ja nicht gleich ein Jambus dabei sein ;). An sich geht es ja oft nur um einen schönen reim und wenn man sich selbst noch etwas zusammenbauen kann finde ich das schöner, als einfach etwas auswendig Gelerntes aufzusagen.

    • Offizieller Beitrag

    Frühling lässt sein blaues Band
    wieder flattern durch die Lüfte
    Süße, wohlbekannte Düfte
    streifen ahnungsvoll das Land
    Veilchen träumen schon
    wollen balde kommen
    Horch', von fern ein leiser Hafenton
    Frühling, ja du bist's! Dich hab' ich vernommen!


    Oder so. Das war DAS Gedicht unseres Deutschlehrers in der 9. - 10. Klasse. Das hat er ohne Flachs immer, wenn ihm danach war, abgefragt. Entsprechend habe ich es nie vergessen.


    Ansonsten kenne ich nicht mehr viele weitere Gedichte auswendig, aber finde Gedichte wegen der Reime immer angenehm zu lesen und sie lassen sich durch die (einigermaßen) geordnete Struktur mit Metren und Reimschema auch recht zügig auswendig lernen. Das Höchste aller Gefühle ist aber immer noch der Hexameter. Einige, die Latein gelernt haben, werden sich vielleicht erinnern, weil sie die Aeneis oder so gelesen haben.


    Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes.


    Wer kann das noch richtig betont lesen? :P

  • Ich kann auch eher wenn paar Bruchstücke aus der Schulzeit. Herr von Ribbeck oder so.


    Aber so irg. welche in der Freizeit lernen? Nope.
    Wüsste auch nicht was das heutzutage bringen soll.


    Früher konntest du mit Gedichten die Ladies beeindrucken, Gedichte zu kennen war ein Anzeichen dafür, dass man gebildet ist und man konnte damit halt ne Menge Leute unterhalten.
    Aber mittlerweile kann man damit niemanden mehr beeindrucken und zur Allgemeinbildung gehört es auch nicht mehr wirklich.


    Zumindest mit diesen klassischen "Gedichten". Die Lyrik verteilt sich mehr in andere Gebiete wie z.B. Comedy oder Musik (besonders bei Rap). Kann man auch bei so Veranstaltungen wie Poetry Slam ganz gut sehen.


    Adler fliegen vielleicht hoch, aber Wiesel werden nicht in Düsentriebwerke eingesogen!

  • Einfacher hab ich nie 1sen bekommen in Deutsch in meiner Schulzeit. Ich hab mir die Gedichte immer rein gehämmert und auch die Betonung :D: War immer einer der wenigen in meiner Klasse der Gedichte immer perfekt angesagt hat. Danach hab ich sie wieder schnell vergessen. Ich müsste sogar noch ein Lesebuch haben aus meiner Schulzeit.

  • Vorgegebene Gedichte sind schnell und leicht auswendig zu lernen. Kopieren kann jeder und das gelernte runter rattern.
    Aber wie sieht es bei euch mit eigenen Gedichten aus? Findet ihr sowas altmodisch, zu aufwendig oder eher romantisch?


    Meine Freundin hat neulich ein 2 DIN A4 Seiten langes Gedicht von ihrem neuen Freund bekommen, welches ich lesen durfte. Ich muss sagen, das fand ich ziemlich romantisch.
    Ich selbst habe auch schon einige sehr persönliche Gedichte von jemand bestimmtes bekommen, was ich sehr schön finde. Da hat sich jemand gedanklich richtig Mühe gemacht und Energie, Kreativität und Zeit aufgewendet. Ich finde, dass so etwas schon etwas sehr besonderes ist.

  • Einst lebte ein Mann in Peru
    Der träumte er aß seinen Schuh
    Er erwachte voll Schreck
    Und der Schuh, er war weg
    Und die Schnürsenkel gleich mit dazu.


    Literally alles was ich kann.

  • Altmodisch [icon='fa-check-circle',32][/icon]
    Aufwendig [icon='fa-check-circle',32][/icon]
    Romantisch? Eher kitschig.


    Wie bereits gesagt, glaube ich kaum, dass es noch viele Frauen gibt, die man mit Gedichten beeindrucken kann. Das Risiko ist auch hoch, dass es viel zu cringy wird. Gibt nicht viele, die wirklich anständige Gedichte schreiben können.


    Adler fliegen vielleicht hoch, aber Wiesel werden nicht in Düsentriebwerke eingesogen!

  • normalerweise finde ich sowas auch immer kitschig und altmodisch, aber wenn es kein üblicher Larifari ist, sondern was personifiziertes und aus dem Leben gegriffen ist, ist das schon mal was ganz anderes.

  • Gedichte lerne ich nicht mehr auswendig. Damals in der Schule hatten wir aber einen Deutschlehrer, der ganz versesssen darauf war, daher mussten wir quasi jede Woche ein anderes Gedicht auswenig können. Ich hab außerdem mal aus Versehen einen Gedichtswettbewerb an meiner Schule gewonnen.

  • Ich kenne keine Gedichte (mehr). Sicher sind in der Schule irgendwo mal manche begegnet. Aber das hab ich bisher vergessen alles wieder. Machte auch nur einen extremst kleinen Teil des Deutschunterrichts aus, da ich Abitur ohne Deutsch Leistung hatte.


    Finde es unnötig die Sprache so gekünstelt aufzublähen. Stimme hier Gehdehweg beim altmodisch und aufwändig zu. Kitschig sicher auch. Kommt aber dann auch drauf an wie es ist. Ob es "romantisch" ist liegt ja dann auch nich am Text selber. Der ist es sicher nicht. Eher die Tatsache, dass sich jemand viel Mühe machte. Mit was auch immer. (Das muss ja dann nich zwangsweise ein Gedicht sein.)


    Normale Sprache und frei rausreden ist besser.


    Aber so manche modernen Gedichte sind lustig. So von Grass das eine. Oder von Böhmermann die Beleidigungen in Gedichtform über Erdogan.
    Da merk ich mir aber nich die Texte. Ich weiß nur dass es die gibt und man halt googlen kann.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Was_gesagt_werden_muss
    http://www.sueddeutsche.de/kul…agt-werden-muss-1.1325809

  • "Aus Versehen" ;). Schon klar!

    Das meine ich ernst. Das Thema war "Liebe" und ich als pickeliger, nerdiger, freundinloser Fünfzehnjähriger wollte besonders edgy sein und hab ein Gedicht über einen Vater geschrieben, der in seine minderjährige Tochter verliebt ist. Ich wollte damit schocken (ich hab den "Twist" ins Ende des Gedichts gepackt), das ging aber ordentlich nach hinten los.

  • Weil ich den blöden Wettbewerb gewonnen habe und meine Deutschlehrerin mir eine Woche lang gefolgt ist und mir immer wieder gesagt hat, wie "Interessant" und "anders" dieses Gedicht gewesen war.

  • Ich müsste dafür meine alten Blöcke durchsuchen. Einige davon habe ich aber schon weggeworfen, daher kann es gut sein, dass ich es nicht mehr habe.

  • Rilke ihr Lutscher


    Gesehn, gehofft, gefunden


    Gesehn, gehofft, gefunden,
    gestanden und geliebt -
    drauf eine Zahl von Stunden
    durch keinen Schmerz getrübt.



    Gequält, getrennt, geschieden
    durch feindliches Bemühn -
    dahin der Seele Frieden,
    die süße Ruh dahin ....



    Sich liebend treu geblieben,
    geklagt, gesehnt, geweint
    und dann, im bessern Drüben
    auf ewig doch vereint.




    Mit 15 hab ich einer verflossenen mal ein Gedicht verfasst. Sie hat mich ausgelacht. Seitdem weiß ich, dass Gedichte weniger effektiv sind als Pick Up Lines :/