Die Dankbarkeit wollte ich auch nicht unterschlagen, nur muss die eben nichts zwangsläufig zur Selbstaufopferung führen (die natürlich auch wieder so ein "typisch japanisches" Muster ist).
Von Selbstaufopferung hab ich nichts mitgekriegt, zumindest nichts so Eindeutiges, dass man es zu diesem Zeitpunkt überdramatisieren müsste. Ich glaube, Chise vertraut Elias bereits, vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein. Außerdem weiß sie doch gar nicht, was es mit dem, was die beiden Zauberer ihr gesagt haben, überhaupt auf sich hat. Sie sind Fremde, kamen einfach an, haben ihr irgendwas erzählt und ihr dabei auch noch ein Messer an den Hals gehalten. Dann behaupteten sie, sie wollten sie befreien. Chise will aber nun mal nicht in dieses hoffnungslose Leben zurückkehren, das sie vorher hatte. Deswegen fragt sie ja auch zu Recht, von was die zwei sie zu befreien gedenken. Wahrscheinlich ist sie einfach bereit, dieses Risiko für eine zweite Chance aufs Leben einzugehen. Deshalb meinte sie auch, es sei ihr egal, ob sie lügen oder die Wahrheit sagen.
Was nicht ganz klar ist: Chise denkt bei dieser Konfrontation an ihren Schwindelanfall zurück, den sie nach dem Flug mit dem sterbenden Drachen hatte. Damals dachte sie zwar daran, dass sie auch gerne so friedlich sterben würde, aber was diesen Schwindel tatsächlich ausgelöst hat, wurde nicht deutlich gemacht. Ich habe den Eindruck, dass sich in ihrer inneren Haltung schon jetzt etwas verändert und in Bezug auf die von Neal erwähnte Todessehnsucht ein Wandel stattzufinden scheint. Diese Ohnmacht, die sie in Episode 3 überkam, könnte ein Hinweis darauf sein.
Die flotte Entwicklung zum Psycho ist eventuell einer generellen Problematik von Rückblicken geschuldet. Soll sich das Ganze nicht über mehrere Episoden hinziehen, muss man natürlich schneller auf den Punkt kommen, weshalb Autoren da wohl bereitwilliger auf klischeehafte Darstellungen zurückgreifen. Bei der aktuellen Folge von Sangatsu no Lion habe ich das beispielsweise auch so empfunden. Da ging es um Mobbing und das wurde halt für mein Empfinden relativ typisch präsentiert (und ebenfalls als schnell abgehandelter Rückblick).
Mich stört beim Mann nicht, dass er über Leichen geht, um seine Frau zu retten, denn das würden sicher einige tun. Man wird dadurch aber nicht wahnsinnig.
Der Wahnsinn diente offenbar als Rechtfertigung für seine Taten, denn in Wirklichkeit war er ja doch ein Guter. Insofern stimmt es, dass er als Opfer dargestellt wurde, die kaputte Psyche sollte das unterstreichen. Ich will den Ablauf damit aber gar nicht beschönigen, denn ich fand das auch ziemlich unangenehm. Eine weniger übertrieben präsentierte Entwicklung hätte es auch getan.