Bildungspolitik

  • Es verwundert mich, dass hier in einem Anime-Forum immer wieder auf das amerikanische oder skandinavische Bildungssystem verwiesen wird. Dabei finde ich gerade die jap. Lösung interessant und grundsätzlich lobenswert. Deren Schulpflicht umfasst ja Grund- und Mittelschule, während sich die fähigeren Schüler danach auf einer Oberschule für ihren weiteren Lebensweg vorbereiten können. So wurde quasi ein Gesamtschulsystem umgesetzt, bei dem Begabte hinterher trotzdem noch gefördert werden. Zusätzlich sind die Oberschulen bereits auf das spätere Studium ausgerichtet, bzw. stehen in Kooperation mit Universitäten, womit dem Rechnung getragen wird, dass man während seiner Schulzeit überwiegend den "nützlichen" Fächern ausgesetzt bleibt. Makellos ist das System natürlich trotzdem nicht, die Grundschule fällt mit sechs Schuljahren deutlich zu lang aus, durch Privatschulen richten sich deine Chancen stark nach den finanziellen Möglichkeiten und solche Oberschulen haben ihren elitären Sinn verloren, seit sie de facto verbindend für Jedermann sind. Es soll allein um die reine Idee gehen.


    Wie viel Raum nehmen eigentlich Fächer wie Kunst, Sport oder Ethik auf dem Gymnasium ein?
    Wir hatten eine wöchentliche Unterrichtszeit von 30 Schulstunden + mehreren Nachmittagsstunden ab der 7ten Klasse. Für Nebenfächer standen dann im Gesamten ungefähr zwei Tage zur Verfügung, wobei mir das nicht mehr genau bekannt ist. Zu solchen zählten auch Chemie, Erdkunde etc. im Wechsel auf einzelne Blöcke und Themen verteilt. Den Löwenanteil machten dagegen Kernfächer (Deutsch, Mathe, Englisch), Hauswirtschaft und Technik aus. Ich war zwar froh gewesen, mit 18 auf eigenen Beinen stehen zu können, hätte mir aber auch mehr Allgemeinbildung gewünscht. Mein Interesse an Kunst und Geschichte musste ich mir z.B. fast völlig selbst aneignen.

  • In Japan ist es wohl - so wie ich gehört hab - extrem stressig. (In Berufswelt, in Schule aber auch schon. Hohe Selbstmordraten.)
    An sich find ich die Idee mit den Clubs die man in Anime immer sieht recht gut.


    Keine Ahnung ob das real auch so verbreitet ist - nehme an schon. Sonst wärs ja nich in jedem Anime so. Das fördert ein bisschen Aktivität gemeinsam - je nach Club dann auch sportlich.


    Hier gehn die Schüler halt nach der Schule in Eigenregie Aktivitäten machen. Aber so als Club an der Schule das schweißt sicher mehr zusammen. Ist wohl ein anderes Feeling.



    Bezüglich Gesamtschule vs. Gymnasium usw.
    Ich war auf keiner Gesamtschule. Die Idee, dass man wohl (wenn ichs richtig verstanden hab) Schüler nach Kursen trennt und in bestimmten Fächern Kurse auf Gymnasialniveau besucht werden können, in andern nich - das ist eigentlich ne gute Idee. Da fördert man doch zielgerecht.


    Als Alternative müsste der Schüler sich ja für eine der Schulformen entscheiden und wär in manchen Fächern unterfordert, in anderen überfordert.


    Kommt halt immer auch drauf an, wie man es umsetzt.



    Bei mir war glaub 35 Unterrichtsstunden pro Woche (a 45 Minuten) in Oberstufe. Kaum Freistunden. Selten 7+8, ganz selten 9+10 Stunde Unterricht. Je nach Schule/Bundesland hab ich aber schon von Schülern gehört, wo das krasser ist (extrem spät Unterricht, zwischendrin viele Freistunden - also man hockt da nur rum, nach Haus kann man nich wegen langem Fahrweg usw.).


    Wenn man die ganzen angesprochenen Fächer zusammen nimmt die hier kritisiert wurden, dann machen das schon einige Stunden aus - die man mit sinnvolleren Fächern verbringen kann.




    Klar: Jedes Fach kann man irgendwie sich schön reden. Am Ende könnte man sagen: Machen wir doch einfach alles. Aber irgendwo ist ne Zeitgrenze erreicht. Stundenplan voll. Mehr kann man Schülern nich zumuten (oder immer schwerer zu planen wenn alle in unterschiedlichen Kursen/Kombinationen sind, etc.)


    Also muss man abwägen. Darum geht es ja hauptsächlich.


    Nich darum dass 2 Stunden Sport jetzt halt weg sollen weil der Schüler zu viel zu tun hat. (Sondern dass man eventuell mit den 2 Stunden ein anderse 2-Stunden-Fach neu einführen kann was mehr bringt. Und dass es zu viel wär das einfach dazu zu tun ohne anderswo zu streichen.)



    Hatte in 11 bis 13 glaub nur in 12 ein Jahr Musik. Man musste zwischen Musik und Kunst wählen und in 11 wars nich vorgesehn, nur in 12 und 13 und die haben den Anteil davon komplett in 12 gepresst, in 13 nix. Warn auch glaub 2 Wochenstunden.


    Ich frag mich ob hald dann nich für Allgemeinbildung ein "Kunstfach" (Kunst, Musik - ist ja auch ne Kunst - Literatur als Kunstform, also nich a la interpretiern im Deutschunterricht, darstellende Kunst, etc.) reicht wo man die Geschichte dieser Kusntformen bissl zeigt. Mit 1 Wochenstunde (dann halt von 11 bis 13 aber alles abgedeckt ohne verschiedene Fächer für alles).


    Ich mein es gibt so viel Kunst und meist hat man nur "Bildende Kunst". Von Schulen die auch "darstellende Kunst" (so Theater) machen hab ich zwar schon gehört, aber das ist wohl nich sooo verbreitet.


    Da braucht man mehr Personal und mehr Auswahlmöglichkeit. Halt jeden auf Bildende Kunst und Musik zwingen - wenns viel mehr als das gibt - is nich der korrekte weg.

  • Das japanische Schulsystem lässt sich gut mit denen anderer asiatischer Staaten vergleichen. In Sachen Stoffvermittlung auf höherem Niveau und Druckaufbau sind China und Südkorea wohl noch stärker und ich finde das asiatische Bildungsideal alles andere als sinnvoll. Klausuren bestehen oftmals aus Multiple Choice bzw. Single Choice Klausuren. Durch den starken Fokus auf Schule, man sitzt im Grunde fast den gesamten Tag dort, fällt auch viel Freizeit weg. Das ist nichts, dass der Deutsche Staat forcieren möchte, noch was die Eltern wollen. In Asien funktioniert es deshalb, weil sie von grundauf eine andere Mentalität haben. Arbeiten und wenn es es Fehlschläge gibt, sind deine Eltern wie auch Lehrer nicht sehr erfreut (abmildernd ausgedrückt). Der Leistungsdruck ist wesentlich höher und letztlich werden viele Themen so unterrichtet, dass ein Auswendiglernen im Fokus stehen muss und weniger der systematische Zusammenhang. So etwas würde hier niemals funktionieren, zumal ich diese Art von Bildungsvermittlung kritisch beäuge. Dazu gehört auch die allgemeine asiatische Mentalität, die dir wenig Raum für dich selbst gibt. Ich kenne das und glaube mir, die Schüler in Südkorea, Japan, China etc. würden sich freuen, wenn sie nicht fast ihre gesamte Zeit für Schule aufbringen müssen. Da vermitteln Anime sowieso falsche Bilder. Meiner Meinung nach nichts Erstrebenswertes und für Deutschland auch nicht umsetzbar, höchstens Teile von, aber dann kann man nicht mehr von einem Vorbild sprechen.

  • Zitat von Hitsu

    Durch den starken Fokus auf Schule, man sitzt im Grunde fast den gesamten Tag dort, fällt auch viel Freizeit weg. Das ist nichts, dass der Deutsche Staat forcieren möchte, noch was die Eltern wollen.

    Ich dachte genau das wollen die Befürworter der Ganztagsschule?

    Beim Konzept der Ganztagsschule geht es nicht darum, dass die Schüler jeden Tag in der Schule bleiben sollen. Sie haben auch gar nicht jeden Tag so lange Schule. Es geht darum Räume zu schaffen, wenn ein Schüler mal nen langen Tag hat (Mensa, Freizeiträume, Erholungsraum, AG Angebote). Damit der Schüler auch über den gesamten Tag außerunterrichtlich betreut werden kann bzw. Möglichkeiten für sich selbst hat. Dann gibt es auch berufstätige Eltern, die wollen, dass ihr Kind länger in der Schule bleibt. Das Kind muss dann nicht umständlich zur Betreuung oder so, es kann durch das Konzept der Ganztagsschule einfach in der Schule bleiben. Dazu gehört auch Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfe oder eigene Freizeitaktivitäten (AGs). Man forciert also eine bessere Betreuung über den gesamten Tag hinweg.


    Rein vom Stundenpensum hat ein Sek 1 Schüler 2-3 mal die Woche bis durchschnittlich 16 Uhr Schule. Ansonsten heißt es ab 13:30 bye bye. In der Oberstufe der letzten Jahre hat man meistens noch weniger (kannst Fächer abwählen). Raum zur eigenen Freizeitgestaltung sollte also gegeben sein.

  • Dabei finde ich gerade die jap. Lösung interessant und grundsätzlich lobenswert.

    In Japan brauchen die Leute doch schon einen Bachelor-Abschluss, um in einem Hotel als Putze arbeiten zu können. Wir gehen hier zwar auch schon in diese Richtung, aber so krass ist es noch nicht.
    Entsprechend habe ich schon von vielen Leuten gehört, dass das Studium in Japan im Gegensatz zur Schule ziemlich anspruchslos sein soll.

    Ich frag mich ob hald dann nich für Allgemeinbildung ein "Kunstfach" (Kunst, Musik - ist ja auch ne Kunst - Literatur als Kunstform, also nich a la interpretiern im Deutschunterricht, darstellende Kunst, etc.) reicht wo man die Geschichte dieser Kusntformen bissl zeigt. Mit 1 Wochenstunde (dann halt von 11 bis 13 aber alles abgedeckt ohne verschiedene Fächer für alles).

    Und die Schüler_innen lernen am Ende faktisch nichts.


    Ich frage mich, woher diese Abneigung gegenüber den künstlerischen/kunstpraktischen Fächern kommt. Rückblickend finde ich es sogar schade, dass es an meinem Gymnasium, das ja eigentlich musisch war, nicht noch mehr Angebote in dieser Hinsicht zur Verfügung standen.
    Wir hatten damals 2 (teilweise auch 3) Wochenstunden normalen Musikunterricht und dann noch eine Stunde Instrumentalunterricht in Kleingruppen.
    Ich hätte gerne noch ein paar Wochenstunden Kunst dazu gehabt oder ein zusätzliches Fach. Später hatte ich noch Fotografie und es gab das Wahlfach Mediengestaltung aber das kam leider nicht zusammen.


    Ich sehe hier jedoch ein großes Problem, wenn wir hier von neuen Fächern reden:
    Das Wissen, das die Schüler_innen bereits erwerben ist grundsätzlich bereits sehr vergänglich, darum sehe ich nicht den Grund aus dem noch mehr noch spezifischere Fächer eingeführt werden sollten. Eher sollten die bestehenden Fächer neu ausgerichtet werden.
    Ansonsten könnte ich mir "Orientierungsfächer" vorstellen, in denen die Kinder ein Berufsfeld (Körperpflege, Metall und Holz, Bekleidung, Pflege etc.) kennen lernen und auch mal ihr in den anderen Fächern erworbenes Wissen praktisch anwenden können.

  • Die Lernen schon was. Mehr Zeit für wichtigere Fächer dann. Bei diesen Kunst-Sachen reicht ein grober Überblick und mit einem übergreifenden Fach für alle Künste könnte man auch alle Künste beleuchten (nich zu stark auf Bildende Kunde den Fokus) - auch die, die sonst eher zu kurz kommen neben BK und Musik. Wehr dann an mehr interessiert ist kann es sich privat aneignen.


    Tiefergehend sollte die Schule auch nur die Sachen lehren die für alle/viele später von Nutzen sind. Einen groben Überblick bei Kunst - das ist aber schon okay, damit die Schüler zur Orientierung überhaupt wissen, dass es sowas gibt.


    Das bezieht sich jetzt auch mehr auf allgemeine Schulen/Gymnasien. Dass es spezialisierte Gymnasien gibt - das ist ja okay. Da kann dann viel Musik gern sein - wenn die Schüler die freie Auswahl haben dort hinzugehn und keiner gezwungen ist und für andere es normale Gymnasien mit weniger gibt.


    Ob man jetzt 4 Stunden Musik macht oder 1 und die 90 Prozent für die es nich relevant ist alles vergessen - das ist da nich so relevant. Die die es interessiert die eigenen sich auch so schon mehr Wissen in dem Bereich an über die Schule hinaus. Da machen die paar mehr Schulstunden nich viel aus. Bei denen die alles vergessen: Alles (100 Prozent) von 4 Stunden oder alles von 1 Stunde - das ist immer das selbe: Am Ende hat man nix davon.



    Wenn man hier über Kunst redet dürfen natürlich auch gern die Computer/Konsolenspiele mit beleuchtet werden. Da gibt es durchaus solche die auch als Kunst durchgehen (Indie Games, nich zu sehr auf Kommerz und nur stumpfes Rumgeballer aus) - eventuell sogar im Deutschunterricht oder bei "philosophischen" Fächern beleuchtet werden können, wenn Spiele einen Hintergrund haben oder man darüber diskutieren will ob es Auswirkungen hat dass in manchen Spielen Leute getötet werden und der Spieler das selber noch durchführt.


    Da hätte man dann wenigstens einen sinnvollen Bezug - statt nur den Uralt-Kram zu beleuchten. Das ist dann aber für manch elitäre Leute nich mehr so akzeptabel die gegen alles Moderne sind.


    Wobei das gerade sinnvoll wäre, da ja die Jugend von heute sich mit solchen Dingen beschäftigt. Und hier unterstützend gegebenfalls Lücken im Elternhaus (nicht alle Eltern überwachen was die Kinder so konsumieren und reden mit denen darüber) schließen kann.



    Kochen könnte man auch für jeden Einführen. Ist auch eine Art "Kunst" (wenn man von gehobener Küche redet) - und bringt jedem was, da jeder auch mal Essen muss und vielleicht auch mal sich an gehobenerer Küche erfreut, die selber produziert günstiger ist als beim Sternekoch bestellt.


    Ach es gibt so vieles ...


    Ich denke: Eine Auswahlmöglchkeit sollte es geben. Und in diesen Bereichen halt nur Grundwissen und wenig. Bei den nützlichen Sachen (Mathe usw.) halt mehr. Da wir auch genug spezialisierte Schulen haben und durchaus die Opton für Wahlfächer besteht kann man ja für Schüler die meher wollen - ohne andere dazu zu verpflichten - mehr anbieten, sofern der Grundrahmen nich ausartet. (Da man hier sonst wie ich oben aufzeigte genug andere Sachen mit sinnvoller Begründung noch reinbringen kann und müsste.)

  • Ich möchte hier mal ein paar Begriffe zum Googlen einwerfen für diejenigen, denen sie fremd sein sollten:
    humanistisches Bildungsideal
    Allgemeinbildung
    Fachidiot
    allgemeine Hochschulreife
    fachgebundene Hochschulreife

    Einmal editiert, zuletzt von inaktiv ()

  • Wenn man hier über Kunst redet dürfen natürlich auch gern die Computer/Konsolenspiele mit beleuchtet werden.

    Kommt da der Gamer in dir hoch oder warum ist es im Fall von Spielen nun doch für dich interessant, sich mit Kultur und Kulturprodukten auseinanderzusetzen? :3c
    Grundsätzlich können alle narrativen Medien im Rahmen des Deutschunterrichtes behandelt werden (denke ich), nur wird das im Fall eines Videospiels kein AAA-Titel sein, sondern einer, der auch irgendwie die erzählerischen/gestalterischen Möglichkeiten des Mediums ausnutzt. Zudem sollte er dann auch aus dem deutschsprachigen Raum kommen, duh.
    Irgendwo habe ich mal einen Artikel über "Harveys neue Augen" im Deutschunterricht gelesen.
    Und das hat dann auch weniger mit Elitendünkel zu tun. Wenn du dich näher mit Literatur/Kunst/Musik/etc. beschäftigst ist eine generische YA-Novel für eine tiefergehende Analyse einfach auch uninteressant.

    Bei den nützlichen Sachen (Mathe usw.) halt mehr.

    Da werden dir wohl viele widersprechen, dass dir Schulmathe weiterhilft oder nützlich ist.


    Ich sehe es so: hier prallen verschiedene Erwartungshaltungen aufeinander. Die einen wollen, dass nur "Nützliches" vermittelt wird. Die anderen wollen, dass anwendungsorientiertes Wissen vermittelt wird. Nochmals andere wollen, dass möglichst viel Allgemeinbildung ihren Weg ins Curriculum findet. Und nochmal ganz andere wollen den Schwerpunkt auf abstraktes Denken und Problemlösung legen.
    Derzeit ist es wohl besonders am Gymnasium so, dass der Schwerpunkt auf den letzten beiden liegt und alle diese Ansätze haben so ihre Vor- und Nachteile, wobei besonders das abstrakte Denken wohl das ist, was die Schüler_innen nie verlernen werden. Spezifisches Wissen hat dagegen immer eine gewisse Halbwertszeit.
    Keiner der Lösungsansätze, die hier geliefert werden können, wird alle zufrieden stellen. Manchmal müssen eben auch die eigenen Prioritäten überdacht werden.

  • Zeig mal wie dir dein abstraktes Denken weiterhilft, wenn dein Scheisshaus kaputt ist und du einen Gas Wasser Scheisse Installateur anrufst , der dir dann deine abstrakte Toilette repariert.

  • Ich zocke eigentilch kaum noch. Das war nur ein Alternativ-Angebot - dass man beimischen kann (sollte dann natürlich nicht nur um Games gehen). Wenn es schon diese neuartigen Dinge gibt sollte man denen auch etwas Zeit zuwenden - nich nur dem alten ausgedienten Kram für den sich kaum wer freiwillig interessiert. (Den halt dann auch. Dass man weiß, dass es sowas gibt/gab. Aber nicht nur.)


    Sicherlich ist Oberstufen-Mathe vermutlich schon ein bisl über den normalen Alltag hinaus. Bis Oberstufe hilft das aber schon - sich einfache Gleichungen aus Alltags-Situationen erstellen. Auch wenn mir das eher wie "gesunder Menschenverstand" vorkommt (ich meine dass man viel auch ohne den Unterricht können müsste) - ich weiß nich ... vielleicht kommt mir das halt, weil ich dieses Grundwissen hab nur so vor und manche würden ohne dieses gar nich auf die Idee für bestimmte Berechnungen kommen.


    Leute können ja heut nich mal Preis pro Gewicht umrechnen, dass immer für 100g, 1 Liter, 1 Kilo usw. in den Werbeprospekten der Grundpreis mit dabei sein muss. :D



    Die Mathe bei Oberstufe geht dann halt schon mehr in die Richtung dass viele Studiengänge (weil Abi zum Studieren befähigen soll) das auch benötigen - wenn auch nich alle. (Aber grad Statistik gibts in mehr Fächern als man denkt. Auch Psychologen brauchen da extremst viel davon.)


    Und da die "allgemeine Hochschulreife" angesprochen wurde: Ja, sie erlaubt auch an Musikhochschulen zu studiern. Aber brauch ich deshalb Musik als Unterrichtsfach in der Schule vorher? Ich meine die meisten dieser Musikhochschulen haben sowieso eigene Eignungsprüfungen - da reicht nich mal der Schulkram allein. Man muss also freiwillig was tun. Wer da freiwillig was tut tut das auch so schon genug (da er ja eh mehr müsste als die Schule bietet). Musik als Schulfach bis Abi bereitet jedenfalls nich auf ne Musikhochschule vor. Ähnlich Sport. Oder gibt es so extrem viele Unis wo man sowas studiert und sich einfach einschreibt und nach NC ausgewählt wird ohne ne weitere Prüfung (für die in der Regel mehr erforderlich ist als reine Schulfähigkeiten).

  • Zeig mal wie dir dein abstraktes Denken weiterhilft, wenn dein Scheisshaus kaputt ist und du einen Gas Wasser Scheisse Installateur anrufst , der dir dann deine abstrakte Toilette repariert.

    Das hat nichts mit Bildung zu tun und wird auch niemals vermittelt werden. Erst recht nicht auf einem Gymnasium.

  • Früher konnte man auf einigen Realschulen das Fach Technik wählen. Da wurde sowas vermittelt, aber vielleicht fällt das wirklich nicht unter "Bildung". Genau wie Hauswirtschaft.

  • Da hilft Physik. Da lernt man welche Kräfte auf die Scheiße einwirken, die sich in der Toilette ihren Weg durch den Abfluss nach unten bahnt. Wie man im speziellen die Sachen repariert ist natürlich schon Fachwissen.
    Bestimmtes Grundwissen aus Physik hilft da aber durchaus.


    (Dass irgendwie größerer Druck entsteht wenn man mehr Wasser in die Kloschüssel macht und allein das schon bei Verstopfungen manchmal hilft usw. Dass auf Steckdosen Strom drauf ist und wie das alles funktioniert und wo der her kommt und warum Vögel auf ner Hochspannungsleitung hocken können man aber selber deshalb nich in ne Steckdose greifen sollte weil das nich so gut ist.)

  • Technik ist (war?) ein integrales Fach der Hauptschule, dadurch sollten SchülerInnen auf ihre spätere Ausbildung vorbereitet werden. Für defekte Toiletten haben wir hier in D. ein duales Ausbildungssystem, mit der generellen Schulbildung hat das wirklich nichts gemein.

  • Aber brauch ich deshalb Musik als Unterrichtsfach in der Schule vorher?

    Ja, denn in Musik solltest du Notenlesen lernen und auch, wie du Dreiklänge auflöst und diese theoretischen Basics.
    Und zumindest an einem musischen Gymnasium in Bayern sollte das mit dem Musikstudium kein größeres Problem sein, da wir sowieso 5 Jahre ein Instrument lernen - und das ist ein Hauptfach. Dann kann auch in der Oberstufe ein Additum gemacht werden, wo dann nochmal sehr viel mehr geübt und gelernt wird.
    Dieses Additum gibt es auch für Sport und Kunst. Da gibt es dann im Abi zwei Prüfungen für das Fach: praktisch und theoretisch. In Kunst müssen auch noch alle ein Skizzenbuch füllen sowie jede Woche in den vier Stunden Unterricht ein neues Kunstwerk fertigstellen.
    Das waren für ausgelastete Gymnasiasten schon ziemlich hohe Anforderungen.

    Zeig mal wie dir dein abstraktes Denken weiterhilft, wenn dein Scheisshaus kaputt ist und du einen Gas Wasser Scheisse Installateur anrufst , der dir dann deine abstrakte Toilette repariert.

    Mein abstraktes Denken sagt mir, erstmal die Toilette genauer anzuschauen und dann Tante Google oder in meinem Bekanntenkreis herumzufragen.
    Bei manchen Dingen musst du dich einfach auf Fachkräfte verlassen, die dann eben das nötige Fachwissen haben. Die normale Schulbildung ist aber keine Berufsausbildung, in der das angesprochen werden würde.
    Wie du eine Toilette reparierst gehört auch mehr so in den Bereich Haushaltswirtschaft/-wissenschaft als Technik.


    Aber wenn ich so darüber nachdenke: an manchen Gymnasien können direkt mit dem Abi Berufsschulabschlüsse erworben werden. In NRW geht es wohl, dass dann bei entsprechenden Noten in den Fremdsprachen ein Abschluss zur Fremdsprachenkorrespondenz gemacht werden kann.
    Und in Sachsen(?) kann bei Leistungskurs Mathe und Leistungskurs Wirtschaft die schulische Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker in einem Jahr gemacht werden.
    Vielleicht könnte das ausgebaut werden.

  • Naja, in deutschen Schulen hätte man auf jeden Fall genug Gelegenheiten zum Üben.

    Würde den Kindern gut tun, wenn sie mal ihre eigene Scheisse wegmachen müssten. Vielleicht ensteht dann ein neuer Respekt vor öffentlichem Eigentum.
    Ich kann mir vorstellen, dass die älteren Schüler die bereits mal so ein Klo grundsanieren mussten, dann auf jüngere Schüler Druck ausüben nichtmehr überall alles anzuschmieren und daneben zu pissen/kacken.
    Fehlender Respekt vor öffentlichem Eigentum ist einer der Gründe wieso jede öffentliche Toilette ein Horrorszenario ist und wieso in den Schulen Tische bekritzelt werden.
    Und ja, man kann eine Gesellschaft dahingehend erziehen, das Respekt vorhanden ist. Ich glaube in Japan ist dieser Respekt vor öffentlichem Eigentum vorhanden, aber dazu können andere Leute mehr sagen als Ich.

    Und damit kannste Toiletten dann reparieren, ook?

    Yes. Das ist ein überlebenswichtiger Skill. Ich wette Du rufst dafür den ungebildeten Hausmeister ^^ Aber dir ist klar das man das bei allem sagen kann. Auch bei Hauswirtschaft. "Und damit kannste dann Essen kochen, ook ?" etc.
    Ich weiss nicht warum der praktische Teil der Bildung dir negativ aufstösst. Ich finde die Gedichtanalyse im Deutschunterricht nutzlos fürs spätere Leben, so wie vieles andere auch.
    Der praktische Teil der Bildung sollte nicht vernachlässigt werden.

  • Wieso ich Dreiklänge erlernen muss/soll erschließt sich mir da aber noch nich. Würd reichen Musik zu hörn, zu interpretiern und über die Musiker zu lernen die es gab - Musikgeschichte.
    Ich frag mich inwiefern man dann Mathe und andere Fächer noch am Musikgymnasium hatte.


    War das fachgebundenes Abi (mit dem man nur Kunst studieren konnte)? Oder allgemeines? Dann mussten ja Sprachen und Naturwissenschaften als Prüfungsfächer auch mit dazu - wenn auch nich unbedingt vielleicht auf Leistungskursniveau.


    Gedichte sind tatsächlich das unnötigste in Deutsch. Hatte Grundkurs. Wir hatten 1 Gedicht und kein Goethe (kein Faust usw.) gelesen. Diese "hochgestochene" Sprache von Schiller (Maria Stuart gelesen) auch.



    Am sinnvollsten fand ich noch normal klingende Sachen. Fontane (hieß glaub Realismus die Epoche weil der so normal schrieb dass man meinen könnte die Leute hätten tatsächlich damals so geredet). Lernt man ein bissl auch die damalige Zeit kennen (wenn es "realistisch" is, nich so künstliche Sprache). Und dass Texte interpretiern allgemein fürs Studium (auch wenns dann da andere wissenschaftliche Texte sind) relevant ist, das leuchtet ein. Da ist die Sprache teils noch komplizierter.


    Aber Gedichte sind nich wirklich hilfreich. Es gibt sie halt. Mehr muss man nich wissen. Irgendwelche komischen Versmas usw. - is unnötig.