Beiträge von Duke Togo im Thema „Wege nach Nippon“

    Das ist die Fährverbindung zwischen dem Nordzipfel Hokkaidos und der russischen Insel Sachalin (deren Südteil bis 1945 als Karafuto zu Japan gehörte und über eine offizielle Dampfschiffverbindung mit dem Rest des Reiches verbunden war).


    Von Europa kommend muss man da von Moskau erst auf der Transsib nach Osten, früher oder später dann über die Baikal-Amur-Magistrale bis zum vorletzten Bahnhof Wanino, mit der Fähre von dort nach Cholmsk auf Sachalin, mit der Marschrutka dann irgendwie quer durch die Insel nach Korsakow und schließlich mit der Fähre nach Wakkanai. Wollte ich schon immer mal machen, aber da braucht man schon einen Haufen Urlaub.



    Zwischenstop in Chabarowsk.



    Ankunft frühmorgens in Wladiwostok. Da hat natürlich noch alles zu. Bis zur Abfahrt der Fähre habe ich mein Gepäck am Bahnhof abgegeben und bin ein bisschen herumgelaufen.



    Später am Tag hätte man das Uboot auch besuchen können.



    Auch wenn Wladiwostok im fernen Osten liegt, ausschauen tut's wie in Osteuropa. Nur die Autos, das sind hauptsächlich aus Japan importierte Rechtslenker. Im Rechtsverkehr. Ganz schön unpraktisch. Habe in Japan mal jemanden kennengelernt, der hatte einen aus Deutschland importierten 500er Benz und hat mir vorgejammert dass das beim Einfahren in's Parkhaus so unpraktisch sei.



    Auch der von Tauben vollgeschissene Lenin darf nicht fehlen.



    Der Transsib-Obelisk am Bahnhof.



    Die Ausreiseformalitäten waren bei mir unkompliziert, am Nachbarschalter gab's allerdings kurzzeitig Probleme da zwei Italiener über Weißrussland eingereist waren und die Grenzerin fragte wo denn jetzt der russische Einreisestempel sei.



    Zwischenstop in Donghae in Südkorea. Die Finanzkrise hatte zum Wegfall der anderen Fährverbindung zwischen Russland und Japan geführt, es gab (und gibt bis heute) nur diese eine Verbindung. Korsakow - Wakkanai lasse ich da mal unter den Tisch fallen da erstens nicht ganzjährig in Betrieb und zweitens nur was für die ganz Harten.



    Und das ist die erste Impression aus dem gelobten Land: Pampas auf der Hakubi-Bahn zwischen Yonago und Niimi.


    Ja, kann man mal machen, so eine Zugfahrt.

    On nice, Heimat. Du bist auch an meiner Stadt vorbeigefahren. Doschirak ist und bleibt King des Zugessens. In was für einer Abteilung wart ihr?

    Kupe. Plazkart oder Luks waren mit diesem komischen Ticket nicht möglich.


    Bei den Omas gab's immer anständige Qualität. In Hmelnitzkiy habe ich am Bahnsteig mal ein paar Wareniki gekauft und später nie mehr bessere gegessen :sad:

    Der Baikalsee kurz vor Sludjanka. Hier ändert sich die Landschaft zum ersten Mal.



    So sah das Frühstückspaket im Zug aus. Ein Beutel Schwarztee, löslicher Kaffee, Zucker, Marmelade, Butter, vier Cracker, eine Schokowaffel, Kaffeesahne.



    Der Fluss Selenga kurz vor Ulan Ude. Anstatt Birken gibt's jetzt Nadelgehölz.



    Mittagessen im Zug! Es gab immer Reis mit Fleisch und dazu so komischen Fisch.



    Zwischenhalt irgendwo in der Pampas.



    Zwischenstop in Jerofej Pawlowitsch, das ist schon in der Oblast Amur und recht weit im Osten.



    Sehr hübsch war's da.



    Die Verpflegung im Zug besteht i.W. aus koreanischen Instantnudeln "Doschirak".


    Roter Platz mit Spasski-Turm und Rauch. Der hat mir damals den Ersteindruck von Moskau etwas vergällt. Das Lenin-Mausoleum und einige Museen waren geschlossen da die Rauchmelder losgingen. So bestanden die Tage bis zu Abfahrt des Zuges im wesentlichen aus herumsitzen im klimatisierten Einkaufszentrum am Kiewer Bahnhof.



    Kurz vor der Abfahrt am Jaroslawler Bahnhof in Moskau.
    Rechts: Zug Nr. 5/6, Moskau - Ulanbataar der mongolischen Eisenbahn. Vor allem gefüllt mit fliegenden Händlern und deren Waren.
    Links: Zug Nr. 1/2 "Rossiya" Moskau - Wladiwostok. Die Frau mit dem grünschwarzen Kleid hatte die ganze Fahrt über ihre Stöckelschuhe an. Ihr Mann links daneben war Major der Armee, die Uniform kam aber erst kurz vor dem Ausstieg ein paar Tage später aus dem Koffer.



    So sieht ein typisches Viererabteil aus. Es waren fast durchgehend alle Betten belegt, meins war links oben (die oberen Betten sind auf längeren Fahrten besser, auf den unteren sitzt man tagsüber mit verschwitztem Hintern und Käsefüßen). Generell hängt das Gelingen einer Reise von den Abteilgenossen ab, meine waren durchgehend Ok, ein finnischer Rentner auf der Fahrt nach Wladiwostok, ein pensionierter Oberst der russischen Armee auf Familienbesuch und im vierten Bett erst bis Ulan-Ude ein Engländer und dann ab Chabarowsk eine Mutter mit Sohn.



    Omsk. Zwischendrin gibt's längere Pausen für Lokwechsel und Toilettenreinigung. An den kleineren Bahnhöfen kann man bei Omas einkaufen, an den größeren gibt's nur für russische Verhältnisse recht teure Kioske.



    Man braucht für so eine Fahrt auch unbedingt einen Trainingsanzug sowie ein Trägerunterhemd.



    So schaut die Landschaft von Moskau bis Irkutsk aus, Birkensteppe! Ab dem Baikalsee gibt's dann auch mal Nadelgehölz.



    Mit am Zug hing der Kurswagen Moskau - Pjöngjang.



    Bahnhof Sima (Winter) im Oblast Irkutsk. Hier sind's schon fünf Stunden Zeitunterschied zu Moskau, der Zug kommt also laut Fahrplan um 19 Uhr an, aber es ist vor Ort schon Mitternacht und stockdunkel.


    Ein paar Kurse an der Uni gemacht und dann rübergegangen. Irgendwann fällt der Schalter um und es läuft. So ganz stark auf die Essenz eingedampft gesprochen.


    Jedenfalls habe ich beim Ausmisten mein Reisetagebuch von damals (2010) gefunden. Die Bilder von damals lasse ich jetzt entwickeln und lege sie in's Tagebuch, wenn meine Urenkel später mal in den Sachen vom Uropa wühlen, damit die was zu sehen haben.


    Erste Etappe: München - (Wien - Bratislava - Tschop - Lemberg - Kiew) - Moskau, Dauer: 3 Tage


    Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem... blabla. Wisst ihr ja. Irgendwie muss man zum Hauptbahnhof kommen, die Schnellbahn ist dabei das Mittel der Wahl. Im Rucksack 30 kg Kram für ein Jahr im Ausland. Etwas viel, im Nachhinein würde ich das anders machen, nur das Nötigste mitnehmen und den Rest dann nachschicken lassen. Aber damals war ich jung und unerfahren.



    Nach einer Übernachtung bei einer Freundin in Wien ging's am nächsten Tag mit dem Lokalzug weiter nach Bratislava. Mein Billet nach Wladiwostok war schon ab der Grenze (Dovinska Nova Ves) gültig, ich musste nur noch eine Karte von Wien bis eben dahin kaufen, Trotzdem hat der Schaffner im Zug noch 2,60 € nacherhoben, warum weiß ich bis heute nicht.




    In Bratislava dann erneutes Umsteigen in den Intercity nach Kosice, der Schlafwagen nach Moskau wird erst in Zilina angehängt.



    Dort angekommen kömmt links im Bilde auch schon der Schaffner.



    So schaut ein typisches Dreierabteil in den alten russischen Waggons für den Verkehr nach Zentraleuropa (hergestellt im VEB Waggonbau Görlitz) aus. Wenn das wirklich mit drei Leuten belegt ist wird es sehr gemütlich, zum Glück war ich allein.



    Bis Kosice verkehrt der Zug recht flott, danach wird der Zugwagen an den Lokalzug nach Cierna nad Tisou (Grenzbahnhof) angehängt und hält an jeder Milchkanne. In Cierna folgt gegen Mitternacht zunächst die slowakische Ausreisekontrolle, dann wird der Kurswagen über den Grenzfluss Theiß in die Ukraine geschubst. Dort angekommen sammeln die ukrainischen Grenzer (mit großer Mütze und dicker Knarre am Gürtel) die Pässe ein, es erfolgt die Zollkontrolle (bin 2013 nochmal über den ungarischen Grenzbahnhof Zahony eingereist und hatte beide Male eine deutschsprachige Zöllnerin die sehr korrekt war, aber alles ganz genau wissen wollte... und das nur von mir. Vermute dass die einfach ihr Deutsch anwenden wollte.), dann werden die Waggons zum Umspuren geschickt.
    Ich hatte Pech, mein Abteil am Waggonende beinhaltete die Verriegelung der Drehgestelle. Nix mit Licht aus und schlafen! Bieseln geht auch nicht, die Toiletten sind ab Cierna bis zur Abfahrt aus Tschop verschlossen.



    Das Umspuren ist keine tolle Arbeit, die Waggons werden angehoben und die europäischen Drehgestelle gegen Breitspurgestelle ausgetauscht. Bei jedem Wetter.



    Nach einem guten halben Tag quer durch die Ukraine erreicht der Zug Kiew. Der Schaffner hatte mir zwischen Lemberg und Kiew einen Opa in's Abteil gesetzt, die Schaffner verdienen sich da mit illegalem Fahrkartenverkauf noch ein paar Rubel dazu.
    Die russische Grenzkontrolle erfolgt ebenfalls wieder zu nachtschlafener Zeit und war total unkompliziert, Stempel auf's Visum und vorbei. Damals waren sich die beiden Länder allerdings noch nicht so spinnefeind.



    So sah's dann am nächsten Tag in Moskau aus (im Bild der Smolenskij Bulwar mit dem Außenministerium). Waldbrände, 42°C Lufttemperatur und Smog. Unterkunft in einem räudigen Hostel ohne Klimaanlage. Kann man mal gemacht haben, muss man aber nicht. In einer Woche waren zwei schöne Tage mit Wind dabei, der Rest war verraucht und scheußlich.


    Das heißt du kannst es jetzt? Hast du dir einfach mal eben Russisch beigebracht?

    Ahahahah... schön wär's. Für eine Reise und alltägliche Konversation langt's jetzt, war aber mit mehreren Kursen und relativ viel Lernaufwand verbunden. Russisch finde ich viel schwieriger als Japanisch, wegen den ekligen Endungen.



    Denke mal nicht, dass viele Russen wirklich Lust auf Kommunikation auf Englisch haben. Wie wars bei dir so?

    Die meisten Russen können ja gar kein Englisch. Da triffst eher jemand Älteren der Deutsch kann, vor allem außerhalb von Moskau und St. Petersburg. Was sie aber nicht dran hindert einen zuzuschwallen.

    Wie lange bist du da ungefaehr gesamt unterwegs?

    Effektive Fahrzeit ca. 10 Tage. Zwei Tage für München - Moskau, sechs Tage für Moskau - Wladiwostok, zwei Tage für Wladiwostok - Sakaiminato. Die paar Stunden im Yakumo bis Okayama zählen da schon gar nicht mehr... mit ein paar Halten bin ich dann auf ca. drei Wochen gekommen, das kann man natürlich beliebig ausdehnen.


    Nahmst du den Weg durch Mütterchen Russland aus Interesse, oder war es dadurch einfach viel billiger?

    Günstiger wird das nicht wirklich, durch geschicktes kombinieren kann man den Fahrpreis einfach vielleicht auf ca. 400 Euro drücken, da kommt dann aber noch das Visum für Russland dazu. Wobei die Preise von 2010 mit denen von heute nur noch bedingt vergleichbar sind. Mich hat das immer schon interessiert, allerdings konnte ich damals noch kein Russisch was die Reise doch etwas erschwert hat. Irgendwann mach' ich mal die Route obenrum, über Sachalin mit Einreise in die großostasiatische Wohlstandssphäre via Wakkanai, aber das schieb' ich schon Jahre vor mir her.


    Der Fahrkarte aus dem Discord nach eine ziemlich interessante Strecke, die du da gefahren bist. Kommst du etwa aus dem Ösiland?

    2010 gab es noch das Citystar-Ticket der slowakischen Eisenbahn, da konnte man für bestimmte Strecken im Ostblock die Fahrkarte kaufen und musste dann nur zusätzlich die Schlafwagenreservierungen kaufen. Mittlerweile gibt's das Ticket nicht mehr, die russische Eisenbahn hat aber eh auf Globalpreise umgestellt bei denen nur noch Fahrkarte + Schlafwagenreservierung zusammen verkauft werden. Die internationalen Kurswagenverbindungen wurden auch ziemlich zusammengestrichen.


    Die genaue Route damals war München - Wien, Wien - Bratislava, Bratislava - Zilina, Zilina - Lemberg - Kiew - Moskau, Moskau - Wladiwostok. Es hätte noch einen Kurswagen ab Budapest gegeben, der wäre aber teurer gewesen. Die Route über die Ukraine erspart einem das Transitvisum für Weißrussland. Außerdem wollte ich damals noch eine Freundin in Wien besuchen.


    Speisewagen habe ich fast gar nicht benutzt, die Preise waren recht hoch und die Öffnungszeiten teilweise bescheuert, nur bis acht Uhr abends z.B. Da im Rossija ja zur Hälfte ausländische Touristen sind gab's an einem Abend mal so ein spontanes get-together, aber nur bis acht, dann musste der Speisewagen schließen und der Koch hat uns rausgeschmissen. Russisches Essen ist halt generell nicht sehr vielfältig, viel Fleisch und Teigwaren wie überall in Osteuropa. Normalerweise deckt man sich vor der Fahrt ein oder kauft dann was unterwegs an den Bahnhöfen.

    So, ihr Spezialisten!


    Normalerweise sieht mein Weg nach Cipangu so aus:



    Reinsetzen, elf Stunden Doramas schauen (beim letzten Mal gab's Seibu Keisatsu, wenn man Pech hat gibt's sowas wie Kaseifu no Mita <X ) und in Haneda aussteigen.


    Wer jetzt meint dass eine Umsteigeverbindung mit Air China oder über den Sandkasten schon schlimm sei... man kann das auch so machen:



    Kurswagen Zilina (Zentralslowakei) - Moskau via Lemberg und Kiew



    Zug Nr. 2 "Rossija", Moskau - Wladiwostok



    Blick von der Fähre auf das Fährterminal in Wladiwostok.



    Ankunft in Sakaiminato, Präfektur Tottori.


    Bei Gelegenheit krame ich mal mein Reisetagebuch von damals (2010) raus und schreibe einen ausführlicheren Bericht.