Ein paar Kurse an der Uni gemacht und dann rübergegangen. Irgendwann fällt der Schalter um und es läuft. So ganz stark auf die Essenz eingedampft gesprochen.
Jedenfalls habe ich beim Ausmisten mein Reisetagebuch von damals (2010) gefunden. Die Bilder von damals lasse ich jetzt entwickeln und lege sie in's Tagebuch, wenn meine Urenkel später mal in den Sachen vom Uropa wühlen, damit die was zu sehen haben.
Erste Etappe: München - (Wien - Bratislava - Tschop - Lemberg - Kiew) - Moskau, Dauer: 3 Tage
Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem... blabla. Wisst ihr ja. Irgendwie muss man zum Hauptbahnhof kommen, die Schnellbahn ist dabei das Mittel der Wahl. Im Rucksack 30 kg Kram für ein Jahr im Ausland. Etwas viel, im Nachhinein würde ich das anders machen, nur das Nötigste mitnehmen und den Rest dann nachschicken lassen. Aber damals war ich jung und unerfahren.
Nach einer Übernachtung bei einer Freundin in Wien ging's am nächsten Tag mit dem Lokalzug weiter nach Bratislava. Mein Billet nach Wladiwostok war schon ab der Grenze (Dovinska Nova Ves) gültig, ich musste nur noch eine Karte von Wien bis eben dahin kaufen, Trotzdem hat der Schaffner im Zug noch 2,60 € nacherhoben, warum weiß ich bis heute nicht.
In Bratislava dann erneutes Umsteigen in den Intercity nach Kosice, der Schlafwagen nach Moskau wird erst in Zilina angehängt.
Dort angekommen kömmt links im Bilde auch schon der Schaffner.
So schaut ein typisches Dreierabteil in den alten russischen Waggons für den Verkehr nach Zentraleuropa (hergestellt im VEB Waggonbau Görlitz) aus. Wenn das wirklich mit drei Leuten belegt ist wird es sehr gemütlich, zum Glück war ich allein.
Bis Kosice verkehrt der Zug recht flott, danach wird der Zugwagen an den Lokalzug nach Cierna nad Tisou (Grenzbahnhof) angehängt und hält an jeder Milchkanne. In Cierna folgt gegen Mitternacht zunächst die slowakische Ausreisekontrolle, dann wird der Kurswagen über den Grenzfluss Theiß in die Ukraine geschubst. Dort angekommen sammeln die ukrainischen Grenzer (mit großer Mütze und dicker Knarre am Gürtel) die Pässe ein, es erfolgt die Zollkontrolle (bin 2013 nochmal über den ungarischen Grenzbahnhof Zahony eingereist und hatte beide Male eine deutschsprachige Zöllnerin die sehr korrekt war, aber alles ganz genau wissen wollte... und das nur von mir. Vermute dass die einfach ihr Deutsch anwenden wollte.), dann werden die Waggons zum Umspuren geschickt.
Ich hatte Pech, mein Abteil am Waggonende beinhaltete die Verriegelung der Drehgestelle. Nix mit Licht aus und schlafen! Bieseln geht auch nicht, die Toiletten sind ab Cierna bis zur Abfahrt aus Tschop verschlossen.
Das Umspuren ist keine tolle Arbeit, die Waggons werden angehoben und die europäischen Drehgestelle gegen Breitspurgestelle ausgetauscht. Bei jedem Wetter.
Nach einem guten halben Tag quer durch die Ukraine erreicht der Zug Kiew. Der Schaffner hatte mir zwischen Lemberg und Kiew einen Opa in's Abteil gesetzt, die Schaffner verdienen sich da mit illegalem Fahrkartenverkauf noch ein paar Rubel dazu.
Die russische Grenzkontrolle erfolgt ebenfalls wieder zu nachtschlafener Zeit und war total unkompliziert, Stempel auf's Visum und vorbei. Damals waren sich die beiden Länder allerdings noch nicht so spinnefeind.
So sah's dann am nächsten Tag in Moskau aus (im Bild der Smolenskij Bulwar mit dem Außenministerium). Waldbrände, 42°C Lufttemperatur und Smog. Unterkunft in einem räudigen Hostel ohne Klimaanlage. Kann man mal gemacht haben, muss man aber nicht. In einer Woche waren zwei schöne Tage mit Wind dabei, der Rest war verraucht und scheußlich.