Beiträge von Neal im Thema „Wie bewertet ihr Anime?“

    Den komplexen und durchdachten Plot des letzteren würde ich aber in der abschließenden Kritik trotzdem als etwas Positives herausstellen, auch wenn er für mich rein persönlich nicht viel gebracht hätte.

    Luthan erwähnte solche Bonuspunkte schon, bei denen zumindest der Aufwand belohnt wird. Trotzdem bleibt es falsch. So wie ein "einfacherer" Anime nicht simpler bewertet gehört, sollte auch ein aufwendiger nicht automatisch besser dastehen. Schon allein weil es dazu verleitet durch entsprechende Inhalte für eine vermeintliche Tiefe zu sorgen, vor allem aber, weil simpel oder aufwendig keine Qualitätsmerkmale sind. Ich kann auch eine total versalzene Schwarzwälder Kirschtorte backen, die bloß der Torte wegen niemand als gut bezeichnen würde.


    Außerdem würde ich mich bei einem Anime, den ich schlecht finde, auf das Schlechte konzentrieren, alles andere ist nicht erwähnenswert, schließlich ist so ein Kommentar kein Feedback für das Team hinter dem Anime.

    Du klingst wie ein Opa, welcher über alles klagt was nicht in sein Weltbild passt. ^^
    Ich sehe nun kein Problem darin etwas wertzuschätzen was einen selbst nicht begeistert oder langweilt. Man muss z.B. keine Romanzen mögen, kann aber trotzdem anerkennen, dass sich in dem Genre genügend Perlen finden lassen. Den richtigen Zugang zu finden, dürfte für einen Außenstehenden deutlich schwieriger fallen.

    Da seh ich oft die Problematik, dass manche meinen das müsste gleich sein bei jedem Anime. Ich selber sprach es ja schon an: Bei mir kann das je nach Genre oder auch Anime unterschiedlich sein. Bei bestimmten Genre oder auch Anime (die sonst anderswo was bieten) ist es vielleicht weniger wichtig soooo deep auf die Charaktere einzugehen.

    Anime einen Wert beizumessen wäre ein schönes Beispiel für diesen unbewussten Maßstab, wenn auch ein wirklich krass subjektiver, und sogar seinen eigenen Unterpunkt wert. An SoL oder Kindergeschichten geht man danach mit geringeren Ansprüchen heran als einer Serie mit ausgeklügelter Handlung. Wer nach reinen Emotionen handelt, der darf sich von "Vorurteilen" in seinem Verhalten nicht beeinflussen lassen, es müsste also auf einer einzigen Ebene entschieden werden.


    Es wundert mich immer wieder, wenn Unterhaltungswert, Charaktere und Handlung separat voneinander betrachtet werden.

    Die Handlung als ein Ereignis oder in Summe der Ereignisse lässt sich wunderbar von den Charakteren loslösen. Ich kann bestimmen ob solche Ereignisse konsistent verlaufen oder Widersprüche auftreten, ebenso wie der eigentliche Handlungsverlauf auf mich wirkte. Ließ man sich Zeit oder sind (vereinzelte) Inhalte gehetzt behandelt worden, blieb dieser überhaupt verständlich und wie viel Aufmerksamkeit wurde in einen allgemeinen Aufbau gesteckt? Bei den überwiegend kurzen Anime fällt es meist nicht ins Gewicht, aber für westliche Filme, Serien und besonders Büchern ist das, was man im neuenglischen als worldbuilding bezeichnet sowieso ein essenzieller Bestandteil geworden. Also der Rahmen, in welchem sich besagte Charaktere schlussendlich bewegen dürfen. Mit charismatischen Schauspielern allein ließe sich heutzutage kein Blumentopf mehr gewinnen.

    Fans, welche keine Maßstäbe an Anime anlegen sind praktisch die Agnostiker oder Centrists unter den Otaku. Man macht sich unangreifbar, kann seine Entscheidung auf Emotionen und Sympathien hin verteidigen, lebt aber auch in einer faden Grauzone. Solche absoluten Extreme habe ich sowieso noch nicht gesehen, also im Sinne von: "Anime X war richtig mies gewesen, dafür gefiel mir der Protagonist umso besser - 9/10". Selbst wenn keine bewusst angelegte Kriterien eine Rolle spielen, dürften Bewertungen davon zumindest unbewusst beeinflusst sein. Der Gedanke fällt mir jedenfalls schwer, dass eine "imaginäre Welt" mit Handlung, Charakteren und sonstigem auf seinen bloßen Unterhaltungswert reduziert werden könnte.

    10: Ich vergebe fast keine 10, ein Anime muss dafür ähnlich perfekt wie HR aufgebaut sein. Nur eine kleine Handvoll hat es in diesen Olymp geschafft
    9: Von solchen gibt es stattdessen eine Menge, es sind sehr starke Serien, welche durch eine grandiose Geschichte und langjährige Waifu überzeugen
    8: Die Grenze zum Mittelfeld. Alles, was mich zwar sehr gut unterhalten konnte, aber schon markant schwächelte, landet hier
    7: "Weder gut noch schlecht" - wenn sich ein Anime für den Feierabend eignet, und spätestens in der übernächsten Saison wieder vergessen ist
    6: Womöglich Interessant für Fans des Genres, ansonsten überwiegen die Nachteile schon stärker


    Unter 5 wird nichts mehr bewertet, da es sowieso Serien sind, welche ich irgendwann droppe. Allerdings ist nicht jeder davon schlecht, öfters handelt es sich einfach um misslungene Adaptionen des Manga, welche für reine Zuschauer trotzdem noch gelungen sein können. Auch kann es passieren, dass ich mich völlig in einem unbeliebten Genre vergriffen habe.


    Bewertungskriterien:


    Figuren
    Es dreht sich nicht zwingend darum ob die Figuren sympatisch sind, ein unbeliebter Antagonist überzeugt manchmal deutlich besser, als der freundliche Moeblob. So kommt es für mich vielmehr darauf an ob sie sich nachvollziehbar bzw. interessant genug verhalten, und wie stark ihr Charakter ausgeprägt ist.


    Handlung
    Eine anständige Handlung sollte unterhaltsam bleiben, nicht an inkonsistenten Inhalten scheitern oder sich zu sehr in Nebensträngen verästeln, besonders bei den sowieso zu kurzen 12 Episoden. Übliche Mängel wären eine Handlung, welche zu spät einsetzt (Infodump zum Schluss) und eine lieblose, auf gängige Muster beschränkte Behandlung des Themas. Auch sollte ein Anime das halten, was er verspricht ohne in andere Genres abzugleiten. Leider gab es zuletzt gleich mehrere solcher Fälle, bei denen Serien gescheitert sind, weil einem zu viel geboten wurde.


    Sonstiges
    Animationen und den Stil bewerte ich noch häufiger, solange sie ausgefallen genug dafür sind. Ansonsten seltener die Hintergrundmusik.