Beiträge von Neal im Thema „1. Advent - Hirune-hime: Shiranai Watashi no Monogatari“

    Mir hatte es gerade gefallen, dass der Film so gemächlich und bodenständig verlief. Von Anime kennt man sicher andere Extreme bzw. erwartet solche dann auch. Der Antagonist handelt diesmal aber nicht als grausamer Psychopath, welcher über Leichen geht, sondern versucht seine Ziele durch Falschmeldungen und Beziehungen zur Polizei zu erreichen. Als Kokone dem Tablet hinterher sprang, bekam er sogar richtig Schiss. Auch von Kokone selbst und ihrer Reaktion zur Mutter erwartete ich nicht mehr. Immerhin starb sie vor min. 15 Jahren als Kokone gerade als Baby herumrobbte, warum hätte es also zum emotionalen Zusammenbruch kommen sollen, wenn sie doch kaum mehr als ein paar Bilder und den Namen von ihr kannte.


    Ihre Traumsequenzen sind essenziell gewesen, so konnte der Hintergrund zur eigentlichen Geschichte und eine weitere über die Vergangenheit vermittelt werden. Mit dem frühen Tod der Mutter hätten sie aber auch ein endgültiges Ende finden sollen, um den Bogen zur Gegenwart mit anschließender Versöhnung zu spannen. Diese Vermischung zwischen Realität und Traum ließ den Film im letzten Drittel etwas zu stark ins mystische abgleiten, auch weil dabei der Fokus aufs träumen beschränkt blieb.

    Ein interessanter Einstieg in die Advent S+-Wochen.
    Angesichts dessen, in welchem Ausmaß man hier Charaktere und Traumsequenzen bemängelt, werde ich es erst einmal für mich abwägen müssen inwieweit es überhaupt noch Sinn macht, sich bei den weiteren Filmen einzubringen. Auch wenn die Verrisse zu Fireworks zwar interessant ausfallen dürften, gibt es schöneres im Leben als nun vier Wochen lang barsche Kritik über Kinderfilme zu lesen.

    Ich musste mir den Film noch einmal anschauen, da nicht mehr viel davon im Gedächtnis hängen geblieben ist, tatsächlich habe ich diesen rewatch aber nicht bereut.
    Eleganter hätte bloß der Schluss gelöst werden können, Kokones Träumereien ergänzten zwar nämlich wunderbar das Geschehen, bis hin zum twist das sie sich um ihre Mutter drehten, die letzte Sequenz um den Endkampf verfehlte aber ihre Wirkung durch eine extreme Dramatik und fehlenden Bezug zur Realität. Ansonsten soll es nichts weiteres daran auszusetzen geben. Es ist ein schöner Familienfilm im Stil von Ghibli mit der typisch zeit- und kulturübergreifenden Geschichte um einen reminiszierenden Großvater, den Drang seinen Wünschen zu folgen und fiesen Verrätern in eigenen Reihen. Die Charaktere gefielen mir, trotz des kurzen Zeitraums sind sie gut vertieft worden, auch von der Musik und Aufmachung her bin ich rundum glücklich mit dem Anime. Ohne nun groß übertreiben zu wollen, zählt er für mich doch mit zu schönsten während den letzten Jahren.


    9/10