Episode 3
Und ganz ehrlich gesagt, wäre ich mir blöd vorgekommen, wenn der Anime es direkt gezeigt hätte. Es hätte völlig den Effekt genommen, dass Elaina sich wieder an die Geschichte erinnert hat. Keine Subtilität mehr. Keine erzählerische Raffinesse. Wenn die Vorlage so ist, wie ich anhand deiner Aussage vermute, dann tut es mir leid für die verärgerten Kenner der Vorlage, aber der Anime hat diese Geschichte besser erzählt - um ein Vielfaches sogar.
Während den letzten Tagen drehten sich die Diskussionen auch darum, ob es ihre Aufgabe gewesen wäre, dem Mädchen zu helfen. Allerdings: Der Anime wird stark mit Kino no Tabi verglichen. Und KnT gilt als Meisterwerk, obwohl Kino selbst bloß nach Gutdünken eingreift, ansonsten aber inzwischen zichtausende Menschen sterben ließ und darüber hinaus sich generell wie ein lvl. 10 Autist verhält. Da gab es schon genügend Kapitel zu lesen, bei denen sich einem alle Zehennägel aufrollen. Man kann nun sicherlich ein großes, moralisches Fass aufmachen inwieweit es die Pflicht einer Hexe mit übernatürlichen Fähigkeiten sei, diese auch zum Gemeinwohl einzusetzen. Im Grunde soll dann doch bloß triefende Dramatik im Vordergrund stehen.
Fast schlimmer finde ich, dass sowohl im Manga als auch dem Roman der Junge eben ein junger Bub ist und sich dementsprechend kindlich-unwissend gegenüber der Magd verhält. Im Anime wirkt sein Verhalten eines nun Erwachsenen wirklich grenzdebil. Auf solche nicht einmal kleinen Feinheiten sollte man als Regisseur schon achten. Im ersten Part über die Blumen werden diese auch bloß nicht vernichtet, weil sie als Touristenattraktion viel Geld einbringen. Als Moral der Geschichte gerät durch solche Arroganz die Stadt dann schlussendlich erst in Gefahr.
Wie gesagt, wirklich gelungen ist die Umsetzung bislang nicht, dafür geht man doch zu grobschlächtig mit der Vorlage um. Allerdings hatte ich damals schon mit KnT zu kämpfen, angesichts dessen das dieses Thema Reisen, was für so viele schöne Geschichten über Kulturen und ferne Länder verwendet werden könnte, schlussendlich doch bloß als Aufhänger über Schmerz und Drama missbraucht wird.