Beiträge von Horst_Humpendiek im Thema „Eindrücke der Wintersaison 2021“

    Wonder Egg 12
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Geschichte in einer Folge vernünftig abschließen lässt, denn bisher wurde noch gar kein Handlungsstrang aufgelöst. Fragwürdig fand ich auch, wie der Anime versucht, die Liebe von Teenagern zu überhöhen. Wäre ich jetzt böse, würde ich sagen, der Lehrer ist ein Self-Insert.

    Ich fand die Folge nicht so schlecht, wie ich dachte, dass ich sie finden würde. Hatte schon vorher Spoiler gelesen, weil die englische Version ja auf sich warten ließ. Schlecht war sie aber trotzdem. Ich versteh auch nicht, warum sie nach dem Mord nicht einfach den Stecker gezogen haben und wie hat Psycho-Frida es überhaupt geschafft, in ihrem neuen Zimmer alles zu verkabeln, wenn der Deckel geschlossen war? Langsam verstehe ich jedenfalls, was der Autor damit meinte, als er sagte, er hätte bei einem Anime mehr Freiheiten. Da achtet wohl keiner auf eine Handlung, die Sinn macht. Besonders schlimm finde ich nach wie vor diese Nicht-Auseinandersetzung mit dem Thema Suizid.


    Wie haben die beiden es eigentlich in einer Welt, die technisch ungefähr auf unserem Stand ist, geschafft, eine Androidin mit Gefühlen zu bauen? Während sie rund um die Uhr beobachtet wurden?

    Wonder Egg 10
    Dass das arme Krokodil sterben musste, werde ich den Machern nie verzeihen!


    Eigentlich ist es ja lobenswert, dass ein Trans-Mann in die Geschichte eingebaut wurde, aber warum ausgerechnet in Verbindung mit sexueller Gewalt? Mit der dann auch noch obendrein wieder sehr lapidar umgegangen wird, die Konflikte sind eben nur Aufhänger. Die Krone setzt dem Ganzen aber das Ende auf. Nun hat Momoe mal ein paar Lichtblicke im Leben (wobei sich die Frage stellt, was mit Haruka wirklich passiert ist) und dann wird alles wieder zerstört. Und zwar so over the top, dass es schon unfreiwillig komisch ist.

    Wonder Egg 9
    Die Folge war die mit Abstand schwächste bisher. Da war ja so gut wie alles unglaubwürdig. Neirus Freundin, natürlich auch eine Teenagerin in einer leitenden Position und als Albino begehrtes Aufschneideobjekt der Regierung, bringt sich für die Wissenschaft selbst um (mir fehlt die kritische Auseinandersetzung damit) und Neiru bewahrt sie wie Schneewittchen in einem gläsernen Sarg in ihrem Zimmer auf. Nebenbei wird noch gezeigt, dass die beiden Überraschungseier auf zwei Beinen offenbar wirklich so was wie die Antagonisten sind und die Angestellte von Neiru hat auch etwas mit ihren Experimenten(?) zu tun.

    Ich sag nach wie vor: Gute Animationen verbessern weder unsympathische Figuren noch eine schwache Handlung, sie machen eine sowieso schon gute Serie höchstens besser.


    Ich bin jedenfalls auch der Meinung, dass es vor den 2010ern (gefühlt?) mehr gute Originalwerke gab.

    Wonder Egg 7
    Rikas Konflikt in einer Folge (falls nicht noch mehr kommt) abzuhandeln, kann natürlich nicht gut gehen. Erst war sie die Folgen zuvor ausgelassen, dann ist sie wegen ihrer Familiensituation niedergeschlagen, dann ist sie suizidal (als ob ein paar inhaltsleere Sätze von einem Gemüseguru jemanden überzeugen würden) und dann ist alles wieder gut.

    Ich find auch, dass die Selbstmörderinnen zu kurz kommen, aber der Anime benutzt das Thema eben nur als Aufhänger. Ein ehemaliges Mitglied des Forums hat noch einen anderen Kritikpunkt angesprochen, dem ich zustimme: Die Parallelwelt ist ziemlich gewöhnlich, es gibt visuell kaum einen Bezug zu den Mädchen und ihrem Problem. Kein Vergleich zu Madoka.


    Außerdem wurde doch eigentlich am Anfang gesagt, dass die Verletzungen in die reale Welt übertragen werden. Davon ist aber nicht mehr viel übrig geblieben.

    Wonder Egg 6
    Kyubey versucht auch alles, um den Mädchen Grief Seeds anzudrehen. Aber wie dem auch sei, ich weiß noch nicht, ob ich es gut oder schlecht finde, dass Ai in den Lehrer verliebt sein soll. Rikas Gedanken hatte ich nämlich auch, als Ais Mutter von einer Beziehung sprach, aber wenn Ai sowieso auf ihn steht, ist ja alles in Butter - mehr oder weniger. Am Ende kommt noch raus, dass Ai Koito umgebracht hat. Das wäre ein guter Twist, den ich aber für sehr unwahrscheinlich halte.

    Wonder Egg 5
    Gerade die zweite Selbstmörderin hat nochmal unterstrichen, dass der Anime sich nicht mit dem Thema Selbstmord auseinandersetzen will, sondern dass es nur darum geht, mit dem Tragisch-Spektakulären zu unterhalten. Ihr Selbstmordgrund war schon etwas weit hergeholt. Rika hat dann als einzige mal einen vernünftigen Gedanken formuliert, aber ich glaube, dass er ohne Folgen bleiben wird, selbst sie wird sich daran vermutlich in der nächsten Folge nicht mehr erinnern. Der Anime ist wie gesagt zu over the top. Ich befürchte die schlimmsten Hintergründe mit Koito und dem Lehrer, der sieht ja wirklich schon wie ein Psychopath aus und auch die Hintergründe von Neiru klingen sehr abenteuerlich (der Narbe nach muss ihre Schwester mindestens eine Heckenschere benutzt haben). Und das trifft eigentlich auch auf Momoe zu: Dass sich ihre Mitschülerin gleich auszieht ist nicht unbedingt die normalste Art die Liebe auszudrücken.

    Der Autor ist aber für jedes Wort verantwortlich. Es steckt ja immer eine Intention hinter den Worten. Um mal ein anderes Beispiel zu nehmen: Wenn eine Figur - selbst wenn es der Antagonist ist- etwas Rassistisches sagt und der Rassismus wird nicht infrage gestellt, indem er z. B. das ist, was den Antagonisten zum Antagonisten macht, dann wird im harmlosesten Fall Rassismus unbedarft reproduziert und im schlimmsten Fall steckt dahinter Absicht.


    Ich würde bei allen moralischen, sozio-kulturellen oder politischen Aussagen erst mal davon ausgehen, dass es die Worte des Autors sind, bis klar wird, dass nur die Figur so denkt.

    Ich fand auch den ersten Anime von World Trigger ganz in Ordnung, zumindest war er kein Sousei no Onmyouji oder Rosario to Vampire (und selbst die haben mit dieser Saison wohl den Titel "schlechteste Adaption" verloren). Nichtsdestotrotz gefällt es mir natürlich, dass Toei den Anime gut in Szene setzt.

    Beim Genre "Mädchengruppe vs. Monster" ist mMn es fast immer so, dass die Handlung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Es geht weniger darum, eine Geschichte über die Figuren zu erzählen, als sie wie gesagt zu "vermarkten". Das war, zumindest seh ich es so, in den 90ern und Anfang der 2000er noch nicht so. Das fing erst mit dem "Moe-Zeitalter" richtig an.

    Es gibt schließlich ausreichend Serien nach dem Prinzip Monster/Problem of the Day. Viele davon behandeln in jeder Episode neue Konflikte (meist einem Hauptthema untergeordnet wie hier Suizid), allerdings sind es in der Regel wesentlich weniger komplizierte.

    Ja, aber wenn eine dieser Serien gleichzeitig Action bieten und die Figuren "vermarkten" (ich meine damit nicht nur Merchandise verkaufen) will, passiert das Gleiche wie bei Wonder Egg.

    Yurucamp 5
    Das passiert so gut wie nie bei einem Anime, den ich ernsthaft schau, aber ich fand die Folge so langweilig, dass ich sie irgendwann abgebrochen hab. Dazu beigetragen hat sicher, dass ich Aki unsympathisch und nervig finde, aber darüber hinaus bestätigt sich auch wieder mein Eindruck, dass solche Serien ohne Substanz und Konflikt sich recht schnell abnutzen. Mehr als Campen können die Figuren eben nicht.

    Wonder Egg 4
    Die Folge hat mir bisher am besten gefallen. Trotzdem überzeugt mich der Anime nicht. Er weiß nicht, was er will. Auf der einen Seite gibt er sich gesellschaftskritisch (zumindest für japanische Verhältnisse), auf der anderen Seite werden aber die ältesten Geschlechterstereotype rausgehauen ("Männer sind so, Frauen sind so"). Jeder auch noch so progressive Gedanke wird unter einem Berg althergebrachter Tropen begraben. Apropos, ich bin mir ziemlich sicher, dass am Ende rauskommen wird, dass sich die Schülerin, die sich in Momoe verliebt hat oder haben soll, aus verschmähter Liebe umgebracht hat. So eine Geschichte darf nämlich nie gut ausgehen.

    Ich denke auch nicht, dass es an der Episodenregie liegt, dass die Serie narrativ so dünn ist. Es macht schon einen Unterschied, ob sich ein Anime z. B. mit dem psychischen bzw. physischen Missbrauch durch Trainer auseinandersetzt oder in zwei Sätzen darauf anspielt. Die Themen stehen hier nicht im Vordergrund. Der Anime ist im Grunde nicht mehr als ein gut in Szene gesetzter "Mädchen kämpfen gegen Monster"-Anime.

    Kannst du bitte ausführen, was du meinst?

    Ich bin zwar nicht Neal und ich weiß auch nicht, wie es bei Wonder Egg ist, aber es gibt einige Animes, bei denen die Episoden-Regisseure weitgehend freie Hand hatten, Neko Overrun ist ein berühmtes Beispiel. Bei dem Anime hat es mMn ganz gut funktioniert, eine konsistente Handlung kommt am Ende aber nicht raus.