Beiträge von Neal im Thema „Allgemeine Filmdiskussion“

    Ganz so depressiv möchte ich das Thema nun nicht sehen, schon allein weil sich durch die ständige Vernetzung auch völlig neue Möglichkeiten ergeben. Bis Ende der 90er musste man darauf vertrauen was im Fernsehen und Kino lief, oder teure Vorlieben für Importe entwickeln. Tatsächlich war es noch nie so einfach gewesen sich mit Filmen und Serien aus jeder erdenklichen Ecke zu beschäftigen. Eine Verwässerung von kulturellen Differenzen mag ein resultierender, unerwünschter Nebeneffekt sein, eine völlige Eintönigkeit wird sich aber sicher nie einstellen. Dafür ist das Verlangen nach eigener Identität doch noch zu ausgeprägt. Und gleichzeitig entwickeln sich so auch erst wieder neue Formen der Kunst, denn ständig auf den eigenen Kosmos beschränkt zu bleiben führt zur Inzucht.

    Netflix bzw. andere Streamingdienste als "Programmfilm-freundlich" darzustellen halte ich übrigens schon für kritisch. Im Bereich der Anime sind solche vor allem für das verwursten alter Serien zu live-action bekannt, ansonsten als Sammelplatz von nicht fürs Kino ausreichenden Produktionen. Daneben gibt es zwar genügend originale Serien und Filme, welche sich aber auch am Massenmarkt orientieren. Eine größere Plattform für unabhängige Künstler ist mir nicht bekannt.


    Das sich die Mentalität in Hollywood seit den 2000ern stark gewandelt hat mag stimmen, die Situation davor lässt sich aber nicht mit unserer Gegenwart vergleichen. Dafür veränderte sich während den letzten Jahren einfach zu viel in zu vielen Bereichen, angefangen von der Produktion bis hin zur Vermarktung. Als simples Beispiel: Allein aufgrund des Budgets von heutigen Filmen müssen inzwischen völlig andere Risiken einkalkuliert werden.

    Ich weiß nicht was ich davon halten soll wenn mir ein Regisseur, der ein dünnes Büchlein für drei Kinofilme auspresste und losgelöstes Fantasy mit politischen Plattitüden spickt, etwas über den Zustand von Hollywood erzählen möchte. Auch für mögliche Gründe bückt man sich brav vor Hollywood um die Schuld bei Streamingdiensten zu suchen. Dabei bleibt der eigentliche Grund der, dass es schlicht Gewinne abwirft. Warum sollte ich überhaupt meinen Kopf für ein unbekanntes Konzept riskieren, wenn mir der fünfzigste Star Wars- oder Superheldenfilm noch Milliarden einbringt. Man kann von Marvel so wenig halten wie man will, aber mit dem MCU haben sie eine wirklich geniale wie nicht enden wollende Gelddruckmaschine geschaffen. Selbiges gilt für Disney, die könnten ihr Fähnchen noch in einen Hundehaufen stecken und darum trotzdem ein neues Franchise aufziehen. Ich sehe nichts verwerfliches an solchen Methoden, denn Mainstream war schon immer auf den Massenmarkt, Gewinne und Trends ausgerichtet gewesen. So wie die 60er von Western bestimmt wurden, schätzen Chinesen Filme über Kampfkunst, die Deutschen ihre Krimis oder generell derzeit eben Superhelden. Für kreative Köpfe gibt es genügend Programmkinos, in denen sie sich austoben können.