Beiträge von Neal im Thema „Kino no Tabi -the Beautiful World-“

    Der Anime hatte mich überwiegend enttäuscht. Nicht allein wegen des miserablen Aufbaus, sondern auch im Bezug zur offensichtlichen Entwicklung des Romans, der dadurch immer wieder im Vordergrund stand. Eine kantige Kino konnte anno dazumal doch besser unterhalten, als eine welche nun schwülstige Gefühle zeigt und durch zahlreiche, neue Figuren in den Hintergrund gedrängt wurde. Während die Fans damit dann mitgewachsen sein mögen, sind solche Veränderungen für mich einfach ein zu krasser Bruch mit dem Original.


    Zur Serie genügt es bereits, wenn man sich im Hinterkopf behält das sie von Lerche animiert wurde. Mir tut das Studio ja auch irgendwo leid, die Idee einer Auswahl der Episoden durch Fans war sogar kreativ gewesen und sicherlich eine nette Geste den Fans gegenüber. Wenn dann aber Kapitel nach Kapitel aufs äußerte geschnitten werden oder besagtes Ranking zu ganzen Blöcken aus unpassend zusammenhängenden Episoden führt, sollte man sich über ein entsprechendes Ergebnis nicht mehr wundern. Zumindest vermute ich auch, dass Kino selbst unter optimalen Bedingungen nicht gelingen konnte, gerade weil bei vielen Zuschauern noch ihr altes Ich im Kopf hing. Positive Eindrücke blieben so schlussendlich rar. Die deutlich schöneren Animationen gefielen mir gut, außerdem überzeugten während der zweiten Hälfte doch ein paar ordentliche Episoden.


    6/10

    Ja, während der ersten Umsetzung ging man viel stärker auf Kinos Drei-Tage-Regel und darauf ein, wie sehr sie gefallen an dem Land fand. Das hatte ich nun schmerzlich vermisst. Man wollte den Fokus wohl mehr auf den Kontrast zwischen den Bewohnern und ihrem grausigen Schicksal legen, bzw. die Enthüllung zum Schluss, dabei sollte eigentlich Kino tatsächlich selbst im Mittelpunkt stehen.


    Bei beiden Versionen wurde übrigens das Ende angepasst, im Original schrieb der Autor nämlich nichts über ihre Gefühle zu dem Unglück. Stattdessen fährt sie einfach weiter.

    Interessant fand ich vor allem das Kinos Kochkünste nicht wirklich daneben lagen, durch eine Sauce aus pürierten Früchten und Gemüse wurde ihr Hähnchen ja schließlich doch noch genießbar, zumal der Genuss allein unter der massiven schärfe litt. Spontan fällt mir dazu Akane aus Ranma ein, welche wirklich alles zu unrettbarem Gift verkochte.

    Wobei hinter ihrem Schicksal kein Glück steckte, sondern ungesunder Menschenverstand. Das ich keine unbekannten Pflanze esse versteht sich von selbst, besonders wenn ich als erfahrener, reisender Händler tätig bin. Die Ausgangssituation ist diesmal wieder sehr erzwungen worden. Bei Pilzen muss man darauf achten, dass sie sich gelegentlich sehr ähneln, eine Analogie zum verbrauchten Glück wäre zu solchen also passender gewesen: Steckt hinter dem schmackhaften Pilz nun ein essbarer, oder ist er doch giftig?


    Ansonsten gefiel mir das Gespräch zwischen Photo und ihrem neuen Motorrad, besonders wie es den logischen Fragen nach seinem Sprechvermögen auswich.

    Das war auch die erste Episode gewesen, bei welcher für mich das typische Kino-Gefühl aufkam. Vor allem der zweite Part hatte einen herrlich schrägen Inhalt zum Thema, wovon die erste Umsetzung ja noch größtenteils lebte, und stand voll im Zeichen der Einwohner.


    Episode 4
    Die bleiben auf ihrem Schiff, weil sie da halt immer drauf waren, und reparieren wollen sie auch nicht.


    Manche Kapitel handeln übrigens davon was mit heimatlosen Bewohnern geschieht. Ich will nichts näheres verraten, aber man kann sich bewusst machen, dass zwischen den Staaten ein rechtsfreies Vakuum herrscht. Leider wird in der neuen Umsetzung nicht auf den Hintergrund zu Kinos Welt eingegangen, so bleibt es für Neulinge unverständlich, was dahinter steckt.

    Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie das gerade die Stadtbewohner, welche in dem Anime im Vordergrund stehen sollten, schlussendlich durch ständige Schnitte zu kurz kommen. So langsam sollte man sich dann auch eingestehen das die Zuschauerumfrage eine Schnapsidee gewesen ist, der Ablauf der Episoden bleibt einfach furchtbar. Nun griff Kino zum dritten mal aktiv ins Geschehen ein, während zwei aufeinanderfolgende Episoden über mobile Länder auch nicht gerade für ein durchdachtes Konzept sprechen.


    Meine Meinung über den Roman war immer etwas gespalten, aber eine derart lieblose Umsetzung hatte er wirklich nicht verdient. Neugierigen empfehle ich einen drop und die Version von 03, welche lediglich optisch nicht mehr mithalten kann.

    Im Vordergrund stehen auch "stories about people", bloß handelt es sich dabei eben um die Schicksale der Stadtbewohner. Es gibt noch Kapitel, in denen wesentlich stärker darauf eingegangen wird, während Kino völlig in den Hintergrund tritt. Und diese letzten zwei Episoden darf man nicht allgemeingültig nehmen. Sie gelten ja gerade als kritisch, weil sie mit ihren eigenen Regeln bricht. Die Zusammenstellung war unglücklich gewesen.

    Ich weiß nur, dass mich die Serie alles andere als mitreißt und ich zu Kino als Figur weiterhin keinen Zugang finde.

    Ich empfand Kino als persönlichkeitslos.

    Im Mittelpunkt stehen auch die Städte bzw. das Verhalten der Bewohner, oftmals verbunden mit einem twist. Dann soll man sich Gedanken machen wie Gesellschaft X wohl funktioniert. Kinos Rolle bleibt auf eine verbindende zwischen den Städten, und eine vermittelnde zwischen Stadt und Zuschauer beschränkt, also um die vorherrschende Situation präsentieren zu können. Es gäbe nicht viel über sie zu charakterisieren, ihre Eigenschaften sind so flach wie ihre Brüste. Die wenigen auf Kino fokussierten Szenen oder gar Kapitel handeln immer um Selbstzweifel ("Ich bin ein furchtbares Mädchen") und der Frage nach dem Sinn der Reise. Durch ihre Apathie schnappt sie auch niemals etwas aus den besuchten Städten auf oder lässt aufkeimende Kontakte zu, was für eine Charakterbildung unabdingbar wäre. Mit Hermes als Weggefährten könnten dann zwar zumindest noch philosophische Gedanken ausgetauscht werden, aber sein Charakter bleibt ebenfalls aufs Kommentieren beschränkt.


    Schlussendlich wäre Kinos Reise allein durch ein anderes Thema spannender, z.B. dem Alltag eines Reisenden während seiner Reise. Darum ging es dem Autor aber wie gesagt nicht.

    Tatsächlich war es eine bessere Episode als die letzte gewesen. Futuristische Länder bereiste Kino wirklich selten, ebenso wie solche, welche nicht von vornherein ein shithole sind oder bei denen durch eine fragwürdige Moral die innere Ordnung aufrecht erhalten wird. Zwiespältig bleibt natürlich der verursachte, massive Schaden an der Natur und gegenüber anderen, den Weg blockierenden Ländern. Zumindest für eine Entschädigung hätten die Bewohner doch sorgen können. Trotzdem bleibt es noch eines der fröhlicheren Kapitel. Außerdem gefiel mir auch die Praxis der SchülerInnen, ihre schönsten Erinnerungen für alle sichtbar an die Stadtmauer zu pinseln.

    Die 2003 Anime Fans waren halt sehr unzufrieden damit aber die begreifen ja auch nicht dass das Orginal nicht der 2003 Anime sondern die LN ist >_>

    Die sind auch unzufrieden wegen der modernen, "erwachsenen" Kino, und wünschen sich den kindlichen Stil zurück. Mir gefällt er ganz wunderbar.


    Dein verlinkter Kommentar bestätigt ja in etwa meine Aussage, als das sich Kino in dem Kapitel ziemlich komisch verhielt. Man kann nicht einmal von einer Affekthandlung ausgehen, da sie den Mord akribisch über Stunden plante. Zumindest der Absatz über wilde Emotionen lässt sich darauf also nicht anwenden. Kino mag zwar manchmal impulsiv handeln, aber hier wäre genug Zeit vorhanden gewesen, um diese Entscheidung noch einmal zu überdenken.


    Andererseits wird dadurch zumindest gut unterstrichen, wie sehr sie auch selbst innerlich tot ist. Es gehört schon viel dazu einen Menschen kaltblütig zu ermorden.

    Die Kämpfe wirkten dann doch zu stark gestaucht. Was schade ist, wenn für Doppelfolgen keine Zeit mehr eingeplant wurde, hätte man sich stattdessen einfach an die kürzeren Kapitel halten sollen. Darüber hinaus fand ich die Episode schon immer kritisch, was den vermittelten Inhalt anbelangt. Kino musste sich schließlich schon in deutlich grausameren Situationen beweisen, warum sie dann alle Prinzipien gerade für einen irren König über Bord geworfen hat, bleibt für mich unverständlich. Ich würde gerne mal die Meinung der Autorin dazu hören.


    Auch mit Shizu kann ich nur bedingt etwas anfangen...



    Der Autor nimmt eine wichtige 'Regel' weg und versucht so die Stadt interessant zu machen. Das passiert ohne das ein Grund dafür genannt wird...

    Ich muss dich vorwarnen, dieser Aufbau bleibt nämlich der Kerninhalt des Anime. Von wenigen Ausnahmen abgesehen dreht sich auch jede weitere Episode darum, dass Kino in unbekannten Städten mit einer ambivalenten Moral konfrontiert wird.

    Die erste Episode konnte mich doch positiver überraschen als befürchtet. Das zuweilen massive CGi mit den übersättigten Farben stört zwar, vor allem im Vergleich zur ersten Umsetzung vor 15 Jahren (und manchen heutigen Anime noch) fällt der neue Stil aber doch wunderschön aus. Da fühlt man sich gleich selbst wie in einer anderen Welt. Außerdem gefiel es mir auch das man Wert auf kleinere Details legte, wie bei einer Kino welche selbst im Schlaf auf ihre Sicherheit achtet.


    Ein paar kleinere Makel gab es dennoch, so hoffe ich nicht, dass man nun in jeder Episode über ihre Beweggründe philosophieren muss. Und insgesamt verhielt sie sich auch wieder etwas zu idealistisch, zumindest mochte ich die Kapitel voller Massenmorde mit der nihilistischen Kino lieber. Alles in allem bin ich glücklich. Das typische Gefühl für Kinos Welt keimte mit dem Einstieg jedenfalls sehr gut auf, was so bleiben darf.