Beiträge von Pilop im Thema „Zuletzt gespieltes Videospiel“

    Shadow of the Tomb Raider


    Im finalen Teil von Laras Entwicklungs-Trilogie hat man das Gefühl, als hätte auch das Entwicklerstudio endlich den richtigen Rhythmus für diese Spiele gefunden. Mir haben die drei Teile der Reihe ja prinzipiell alle gefallen, aber hier hatte man nun auch die richtige Mischung aus Erkunden, Rätsel und Kämpfen. Der dritte Teil fühlt sich für mich zumindest merklich Erkundungs- und Rätsellastiger an als die beiden vorherigen und bietet dahingehend wirklich schön designte Gräber etc. voller Mechanismusrätsel, Fallen etc. die es zu überwinden gilt. Mit Südamerika und dem Inka/Maya/Atzteken-Hintergrund wird einem dann auch ein neues Szenario geboten, das opulent umgesetzt wurde. Die Handlung bewegt sich stilistisch im ca. gleichen Rahmen wie die vorherigen, also eine Mischung aus verborgenen Völkern/Ruinen, angereichert durch Übersinnliches und Charakterentwicklung von Lara. Bei den Nebenfiguren wird einem hier aber mehr geboten als bei den Vorgängern, sowohl bei den Verbündeten, als auch bei den Gegnern. Das Skillsystem ist gelungen, allerdings frage ich mich ein wenig, ob die Kampfskills nicht ziemlich unbedeutend sind. Durch die höhere Rätsellastigkeit und die diversen Möglichkeiten Gegner aus dem Verborgenen oder mit Fallen auszuschalten, braucht man die offensiven Skills eigentlich gar nicht. Aber gut, es wird Leute geben, die Lara weiterhin als offensive Kampfmaschine spielen bei den vereinzelt eingestreuten kampflastigen Passagen. Was es alles an Waffenupgrades und Kleidungen mit Boni gibt scheint mir allerdings trotzdem nur bedingt notwendig zu sein. Ich hatte nie das Gefühl, dass man das Spiel nicht auch einfach nur mit einem aufgerüsteten Bogen und der normalen Kleidung bewältigen könnte (auch wenn ich bei den zombiemäßigen Kreaturen lieber auf meine Schrotflinte zurückgegriffen habe :wink: ). Was ich beim Spiel auch wieder bemerkt habe ist meine persönliche zunehmende Ermüdung hinsichtlich Open-World-Features. Das hängt hier wohl durchaus damit zusammen, dass ich mich eben frage ob man die ganzen Hochrüstungen bei den Waffen und der Kleidung überhaupt benötigt, für welche man in der ganzen Landschaft Ressourcen sammelt, vergrabene Schätze ausbuddelt usw. Wenn man sich dafür durch Gräber etc. kämpft macht es ja Spaß, aber wie immer bei einem derartigen Gameplay-Element, stellt sich für mich irgendwie auch der Zwang des Abgrasens ein, weil man immer das Gefühl hat man müsse das jetzt alles sammlen, suchen etc. weil man sonst später im Spiel Probleme kriegen könnte (was hier eben denke ich nicht der Fall ist). So hat das für mich oft schon mehr den Charakter eines langweiligen Time-Sinks, auch wenn Shadow of the Tomb Raider das schon merklich besser gestaltet als andere Spiele und derlei Frustration bzw. das Gefühl schon mehr zu arbeiten als zu spielen hier selten war. Das ist halt mehr ein allgemeines Problem, das ich mit dieser Art von aktuellen Spielen habe. Jedenfalls stellt das Spiel einen gelungenen Abschluss von Laras Heranreifen zum Tomb Raider dar und zeigt auch, dass man aus den beiden vergangenen Teilen gelernt hat.

    Life is Strange - Before the Storm




    Eigentlich hätte ja viel gegen dieses Spiel gesprochen. Ein Prequel zu einem von vielen - mich eingeschlossen - heißgeliebten Spiel, welches vor allem durch seine Figuren und die Atmosphäre überzeugt hat, nur dass man nun für das Prequel den Entwickler gewechselt hat. Dass das gut geht war für mich nicht unbedingt zu erwarten. Stattdessen habe ich immer die Gefahr eines halbherzigen Folgetitels gesehen, der mit der Popularität des Vorgängers abcashen will. Umso schöner war es dann zu sehen, dass Before the Storm den vom Original gesetzten Maßstäben gerecht wird.


    Das Spiel erzählt die Vorgeschichte zu den Ereignissen in Life is Strange, besser gesagt die Geschichte von Chloe und Rachel. Mehr von Chloe zu bieten ist natürlich eh schon fast ein Instant Win, denn sie war ja schon im Vorgänger fast der eigentliche Star. Herausfordernder war schon die Darstellung von Rachel, welche man bisher nur aus Erzählungen kannte. Gerade hier leistet man sich dann aber keine Schnitzer und präsentiert ihren Charakter prinzipiell sympathisch und positiv, nicht aber ohne eine gewisse Ambivalenz, womit er völlig zum Eindruck passt, den man im Original von ihr bekommen hat. Inhaltlich kann ich nur kritisch anmerken, dass manche Nebenhandelsstränge weiter ausgeführt werden hätten können, das Spiel also vielleicht durchaus mehr als drei Episoden vertragen hätte können. Von anderer Seite wird allerdings mitunter die dritte, abschließende Episode kritisiert, wobei ich diese Kritik - wie schon bei der fünften des Originals - nicht so ganz nachvollziehen kann.


    Atmosphärisch ist das Spiel ähnlich gut gelungen wie der Vorgänger. Abzüge gibt es von mir nur beim Soundtrack, bei dem man sich zwar wieder Mühe gegeben hat, der für mich aber trotzdem klar nicht an den von Life is Strange herankommt, was aber auch dem persönlichen Musikgeschmack geschuldet sein kann. Ein Plus lässt sich hingegen bei der Optik vermerken bzw. bei der Gesichtsanimation. Die ist hier spürbar besser, was einen der größten technischen Kritikpunkte des Originals ausmerzt.


    Alles in allem also eine absolute Empfehlung an alle, denen Life is Strange gefallen hat. Before the Storm holt einen wieder völlig zurück in die mit diesem Spiel verbundene Atmosphäre und hat mich auch dazu gebracht im Anschluss gleich einen neuerlichen Durchgang des Vorgängers zu starten.

    Mass Effect Andromeda


    Als Langfassung meiner Kritik kann man zu guten Teilen auch einfach den Test der PCGames dazu lesen. Der deckt sich wirklich schon im überraschenden Ausmaß mit meinen Eindrücken zum Spiel. Wenn ich bei meiner Spielzeit zum Schluss dann beeindruckende 71 Stunden sehe, dann bemerke ich erst wie lange mich das neue Universum beschäftigt hat, weiß aber halt auch, dass es mich sicher gut die Hälfte der Zeit nur mäßig bis mitunter gar nicht unterhalten hat. Zur Spielzeit ist anzumerken, dass ich dabei versucht habe möglichst alles zu erkunden und möglichst alle Quests zu machen, wobei ich mich aber nicht sklavisch an diesen Vorsatz gehalten habe. Es waren am Schluss weiterhin einzelne der Tasks offen, "Erfolge" sowieso, da ich nie versuche hier alle zu erreichen. Das Problem ist halt, dass sehr viele der Aufgaben für mich nicht mehr als öder Timesink waren. Stupide Sammelquests, in die Länge gezogene normale Quests mit unnötig vielen Stationen zum Ablaufen, das für die Reihe typische und sterbenslangweilige Planetenscannen usw. Das Spiel war für mich phasenweise schon nur noch ein Abarbeiten von Quests im wahren Wortsinn, also kein Spiel und Spaß, sondern Arbeit. Natürlich kann man jetzt sagen, dass ich selbst schuld bin, da ich die langweiligen Aufgaben ja nicht machen hätte müssen, aber wenn ein Spiel sie mir präsentiert, gehe ich davon aus, dass ich sie machen soll. Schließlich weiß ich ja auch nicht ob sie zu anderen, interessanteren Questreihen führen oder mir am Schluss die XP, Rohstoffe etc. fehlen könnten.


    Nachdem es die größte Kontroverse ausgelöst hat, widme ich der Charakteranimation auch ein paar Worte: Den größten Teil des Spiels habe ich mit der gepatchten Version 1.05 gespielt, wo ja angeblich ein paar grobe Schnitzer ausgebügelt wurden. Katastrophale Aussetzer gab es dann wirklich eher keine zu sehen (in der ungepatchten Version lächelt Sarah oft bei den tragischsten Ereignissen, was sie leicht psychopathisch wirken lässt :grin: ). Trotzdem bleiben die Animationsschwächen eines der größten Mankos des Spiels. Auch bei diesem Vertreter der Reihe zeigt sich, dass man atmosphärisch und handlungstechnisch am meisten bei den charakterzentrierten Missionen punkten kann und gerade das wird durch die schwache Animation völlig torpediert. Wobei es neben den Animationsschwächen auch andere Probleme gibt, wie laufend Grafikfehler bei den Haaren, absurde Kamerawinkel bei Gesprächen, so dass man den Gegenüber nicht sieht usw. Die große Kritik daran halte ich also durchaus für berechtigt.


    Den Rest meiner Eindrücke liefere ich jetzt mal tabellarisch (Multiplayer habe ich nicht gespielt):


    + Eine neue Galaxie mit neuem Storyansatz
    + Ryder als Heldin (ich habe als Sarah gespielt) brauchbar
    + bunt gemischte, ausgearbeitete Crew mit vielen Persönlichkeiten
    + gute Loyalitätsmissionen für die Crewmitglieder
    + Forschungspunkte und Rohstoffe in ausreichendem Maß ohne Probleme zu beschaffen
    + breite, flexible Auswahl an Waffen, Rüstungen, Kampffähigkeiten und Skillungen
    + Kampfsystem ist gelungen


    - Haupthandlung alles andere als einfallsreich
    - Kett als Bösewichte ebenfalls ziemlich 0815
    - vergleichsweise antiklimaktischer Finalkampf
    - Wenig Atmosphäre in der Haupthandlung, auch weil man ständig mit einem Haufen Nebenquests/aufgaben beschäftigt ist, die jeden Handlungsfluss zum Erliegen bringen
    - Sehr wenige Gegnertypen
    - Sehr wenig Varianz (Optisch und Gegner, ein klein wenig mehr Spielerisch) bei dem Remnant-Schauplätzen
    - Planeten wirken mitunter wie eine Beschäftigungstherapie. Nicht nur wegen der vielen (meist langweiligen) Nebenmissionen und -aufgaben, sondern auch weil man meist die immergleichen Stützpunkte der Gegner auf der Karte verteilt hat, wohl um anzuregen jeden von ihnen aufzuräumen.
    - Geringe Anzahl an Tierarten, die dann meist auch noch auf mehreren Planeten vertreten sind.
    - katastrophales UI, das umständlich und zeitfressend ist


    Fazit:
    ME:A hat ein gutes Grundgerüst und gute Momente, bringt am Ende aber nicht das zustande, was möglich gewesen wäre. Neben einer nur mäßigen Haupthandlung liegt das in meinen Augen auch daran, dass man geglaubt hat, dass größer immer gleich besser ist. Der Umfang des Spiels ist daher sehr groß, der Spielspaß ist aber nicht in gleicher Weise mitgewachsen. Man hätte statt haufenweise zeitfressende, öde Nebenaufgaben einzubauen lieber darauf schauen sollen, dass man einerseits die Haupthandlung interessanter macht und andererseits den Erzählfluss besser aufrecht erhält. Weniger wäre hier echt mehr gewesen. Weniger Quests, dafür interessantere. Weniger (große) Welten, dafür abwechslungsreicher und lebendiger gestaltete. Auch von "klassischen" Inhalten der Reihe, wie dem Planetenscannen, sollte man sich echt verabschieden. Das war noch nie interessant und wird auch in Zukunft nie interessant werden. Für einen Titel dieses Kalibers dann einfach komplett unverständlich sind die diversen, wirklich schon peinlichen technischen Schwächen in Animation und Grafik, die gerade bei einem ME-Titel einfach etwas sind, was den Spielspaß verringert. Insgesamt hat das Spieß dann trotzdem Spaß gemacht, aber es ist kein herausragender Titel. Dafür sind die Schwächen und die öden Phasen dann doch zu zahlreich.


    Night in the Woods
    Horror in Trump-Town... Dass gerade ein Spiel mit dieser Optik in seiner Art nicht nur eines der politisch aktuellsten ist, sondern noch dazu was die Lebensnähe seiner Figuren betrifft trotz gewisser Überzeichnung sicher zu den Toptiteln gehört, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.


    Erzählt wird die Geschichte der 20jährigen Mae, die - aus zunächst unbekannten Gründen - gerade das College geschmissen hat und nachhause zu ihren Eltern zurückkehrt. Damit kehrt sie zurück in eine Stadt, die sich im Niedergang befindet. Die Bergwerkindustrie wurde eingestellt, mit ihr sind die gutbezahlten Jobs verloren gegangen und zurückgeblieben ist eine Stadt, die von immer mehr der jungen Leute verlassen wird und die den Dagebliebenen keine echte Perspektive und nur mehr schlechte Jobs bietet. Genau das Wählermilieu von Trump eben, auch wenn Politik im Spiel an sich keine Rolle spielt. Aber diese Situation ist sicher einer der Hauptreize des Spiels, denn sie prägt die verschiedenen Figuren und diese sind die große Stärke dieses Titels. In ihnen allen spürt man die Unsicherheit oder Frustration, die diese Lage mit sich bringt, ohne dass sie jetzt aber allesamt ein depressiver Trauerhaufen wären und sei es nur weil man die Angst unterdrücken kann und muss, um leben zu können. Und letztendlich gibt es schließlich auch noch seine Freunde, die zu einem stehen, selbst wenn man Probleme hat und Dummes tut, wobei auf Mae beides zutrifft. Neben ihrem plötzlichen Abgang vom College wird auch ein ominöser Vorfall in der Vergangenheit angedeutet und allgemein legt sie ein oft ein (selbst)destruktives Verhalten an den Tag, wohl auch weil sie im Gegensatz zu manchen ihrer Freunde noch keine Entwicklung hin zu einer Erwachsenen durchgemacht hat. Das Spiel lebt letztendlich von seinen Figuren, deren Interaktion miteinander und wie damit langsam ihre Persönlichkeit, Gefühle und Probleme zu Tage kommen. Die Dialoge sind dabei gespickt mit unterhaltsamen Humor, was aber in einer massenhaften "Verbreitung" unter allen Figuren dann auch ein Punkt ist, in dem man von der Lebensnähe abweicht. Im späteren Verlauf entwickelt sich eine in Richtung Horror gehende Geschichte, die aber letztendlich auch mehr ein Vehikel für Maes Entwicklung bleibt.


    Hinsichtlich Gameplay ist das Spiel ein Mischmasch aus 2D-Plattformer, Adventure und Visual Novel. Man läuft und springt mit Mae durch die Stadt, kann so auch höhere Gebäudeebenen erklimmen, sucht aber letztendlich immer nur Objekte, mit denen man interagieren kann. Die Spielwelt ist begrenzt auf die Stadt und einzelne Randgebiete und das Spiel ist in Tage unterteilt, also endet es meist damit, dass man jeden Tag alle Schauplätze abläuft und mit allen Figuren spricht, wobei sich dann vereinzelt neue Aktivitäten ergeben können. In der Nacht springt man sich dann mitunter durch Traumsequenzen. Zwischendurch gibt es auch immer kleine Mini-Spiele, etwa eine Art Guitar-Hero wenn man an der Band-Probe teilnimmt. Primär geht es aber ums Reden mit anderen Leuten, wobei mitunter Entscheidungen getroffen werden müssen mit welchem seiner Freunde man nun den Tag verbringt. Ein gewisser Wiederspielwert ist also vorhanden, wenn man wirklich alles sehen will. Dass man aber ständig alles ablaufen muss, wenn man sicherstellen will nichts zu verpassen, zieht sich aber mitunter etwas. Die Spielzeit beträgt zwischen 8 und 10 Stunden.


    Insgesamt bekommt das Spiel von mir jedenfalls eine klare Empfehlung. Zwar ist es nicht ganz ohne Schwächen, aber die Optik und allen voran die Figuren sind herausragend für ein Videospiel.