Gibt es hier eigentlich noch mehr Verrückte, die ihre Seele an Paradox Interactive verkauft haben? Wenn nicht, solltet Ihr das schleunigst nachholen. EU4 ist ein wahres Schmankerl für Strategie Liebhaber.
Das Spielkonzept erinnert auf den ersten Blick an ein Total War Spiel: Es gibt einen riesigen Haufen Provinzen, die es zu erobern gilt. Allerdings ist Europa Universalis eine ganze Ecke komplexer und umfangreicher. Anstatt sich auf einen bestimmten Bereich der Erde zu konzentrieren, hat man hier gleich die gesamte Weltkarte zur Verfügung. Im Zeitraum von 1444 (wenige Jahre vor der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen) bis ins Jahr 1821 n.Chr. haben die Entwickler sämtliche Staaten, die zu dem Zeitpunkt existiert haben inklusive (soweit sie sich rekonstruieren lassen) deren Grenzen für jeden einzelnen Tag eingetragen. Man kann sich also Startdatum und ein Land frei auswählen, um dann die Geschichte nach eigenen Vorstellungen neu zu schreiben. Ein konkretes Spielziel ist nicht vorgegeben, stattdessen kann man seine eigenen Ambitionen vorantreiben. So lässt sich das Heilige Römische Reich auf Diplomatischem Wege einen. Oder man startet mit Jianzhou und spielt die Mandschurischen Eroberungszüge gegen die chinesische Ming-Dynastie nach. Oder man lässt Hessen um 1650 das Deutsche Reich einen. Oder man kolonialisiert die amerikanische Westküste mit Japan. Jede Kampagne verläuft anders, so dass man auch Spaß dran hat, die gleiche Nation mehrmals zu spielen. Wer dennoch vorgegebene Ziele mag, kann sich an den zahlreichen kreativen Achievements versuchen, wie etwa "Poland can into space" (As Poland, reach the maximum level in all technologies (32)), oder "Sailor Mon" (as Pegu, have at least 100.000 sailors).
Die einzigen Grenzen, die einem gesetzt sind, sind die komplexen Spielmechaniken. Erst nach einer Einarbeitungszeit von ca. 30 Stunden hat man eine ungefähre Vorstellung davon, wie einzelnen Aspekte funktionieren und was man da gerade eigentlich macht. Und es sagt schon was aus, wenn ein Youtuber 21 Minuten lang damit verbringt, allein das Handelssystem zu erklären. Dazu kommen noch Aspekte wie Religion, Kultur, Innenpolitik, Provinzautonomie sowie in christlichen Regionen die Möglichkeit, ganze Länder in einer Personalunion zu vereinen, wenn es gelingt, einen Regenten aus der eigenen Dynastie auf einen anderen Thron zu verhelfen. Wer keinen Bock auf öde Diplomatie hat, kann auch Truppen ausheben und dem Nachbarland ein paar Provinzen abzwacken. Doch neu eroberte
Provinzen müssen erst aufwendig in das Reich integriert werden, zudem mögen es die Einwohner der eroberten Ländereien nicht, wenn sie auf einmal von einem fremden Staat regiert werden...
Die enorme Spieltiefe mag auf den ersten Blick abschreckend wirken, doch wenn man erst mal reingefunden hat, kann man sich kaum noch vom Bildschirm lösen. Als Hauptkritikpunkt ist die DLC-Politik zu nennen, da diese zwar einige interessante Spielmechaniken hinzufügen, allerdings stark überteuert sind. Andererseits ermöglichen sie es, dass das Spiel auch vier Jahre nach Release noch aktiv weiterentwickelt wird, und auf Steam gibt es ja ständig Sales.
Übrigens erscheint heute ein neues DLC, was die gesamte Ostasiatische Region (inkl. Japan) komplett überarbeitet und erweitert.